Psyche und Körper
Wie die Psyche krank macht
Wenn Probleme "im Magen liegen" und dann die "Angst im Nacken sitzt", kann das ganz schön "an die Nieren gehen". Und spätestens wenn einer/m zum "aus-der-Haut-Fahren" ist, kann das die Kompensationsmöglichkeiten des Körpers überfordern, er wird krank.
8. April 2017, 21:58
Wenn Probleme "im Magen liegen" und dazu noch die "Angst im Nacken sitzt", kann das ganz schön "an die Nieren gehen". Und spätestens wenn einer/m zum "aus-der-Haut-Fahren" ist, kann diese die Kompensationsmöglichkeiten des Körpers überfordern - er wird krank.
Schmerz ist dabei das häufigste Warnsymptom, mit dem der Organismus auf psychische Problemstellungen reagiert. Denken Sie nur an Kopf- oder Rückenschmerzen, an gynäkologische Schmerzbilder oder an das Feld der chronischen Erkrankungen im Magen-Darmtrakt, Stichwort Reizdarm. Von diesen chronischen Erkrankungen sind weit mehr als 50 Prozent der Bevölkerung betroffen.
Mit diesen Wechselwirkungen von Geist und Körper beschäftigt sich die Psychosomatik. Im Mittelpunkt dieser medizinischen Disziplin steht die Annahme, dass ein psychosomatisches Leiden seelische Ursachen hat.
Moderne Theorien gehen davon aus, dass bei einer derartigen Erkrankung sowohl biologische, psychologische als auch soziale Faktoren eine Rolle spielen. All diese Umstände beeinflussen einander wechselseitig.
Die häufigsten Leiden
Fast ein Drittel aller Menschen, die ihren Hausarzt aufsuchen, klagen über Schmerzen. Schwierig wird eine Diagnose dann, wenn kein organisches Leiden vorliegt. Experten sprechen dann von einer psychosomatischen Erkrankung. Wie ist das nun im Einzelfall? Welche psychischen Probleme führen mehr oder weniger zwangsläufig zu somatischen Erkrankungen und welche körperlichen Erkrankungsbilder verursachen häufig psychische Befindlichkeitsstörungen bis hin zur Depression?
Die Wissenschaft bestätigt: Eine Reihe von Krankheitsbildern können psychische Ursachen oder Auslöser haben. Neben den schmerzgeprägten Beschwerdebildern können auch Diabetes mellitus, Psoriasis oder Asthma etc. in bestimmtem Ausmaß psychische (Mit-)Ursachen haben.
Was Therapiestrategien stehen zur Verfügung?
Die moderne Psychosomatik geht nicht mehr vom Ursache-Wirkungsprinzip aus, sondern betrachtet ein Krankheitsbild in seiner Ganzheit. Das heißt, es reicht nicht aus, bei Kreuzschmerzen, bei chronischen Unterbauchbeschwerden oder im Falle eines Reizdarms "nur" ein schmerzstillendes Mittel zu verabreichen.
Gerade bei solchen psychisch assoziierten Erkrankungen muss die Therapie auf mehreren Ebenen erfolgen. Das geschieht zum Beispiel durch die so genannte "multimodale Schmerztherapie". Das ist eine Behandlungsvariante, bei der auch andere medizinische Fachdisziplinen einbezogen werden.
Diese Therapieform geht davon aus, dass Schmerz eine eigenständige Krankheit ist und durch Kombinationen von Medikamenten, Verhaltenstherapie etc. behandelt werden sollte.
Wie wirksam sind psychosomatische Konzepte?
Die psychosomatische Medizin ist zwar bereits an österreichischen Universitäten ins Curriculum integriert, allerdings ist die Realität im Hinblick auf die Versorgung der Bevölkerung noch nicht befriedigend. Zu wenig Zeit für ein ausführliches Gespräch, zu geringes Honorar für eine umfassende Beratung und zu geringe Budgetmittel für Räumlichkeiten sind nur einige Facetten, die den Experten ein Dorn im Auge sind.
Wünschenswert wäre es daher, den Patientinnen und Patienten den allzu bekannten "Ärzte-Diagnose-Marathon" und dem Gesundheitswesen durch entsprechende Ausbildung von Allgemeinmedizinern und Fachärzten Kosten zu ersparen.
Diskutieren Sie mit!
Wenn Sie Fragen zum Thema haben, dann rufen Sie während der Sendung unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 22 6979 an oder posten Sie hier.
- Kann die Psyche tatsächlich krank machen?
- Haben Sie Erfahrungen mit psychosomatischen Leiden?
- Haben Sie Schmerzen und es wurde keine organische Ursache gefunden?
- Haben Sie schon mehrere Arztbesuche ohne greifbare Diagnose hinter sich?
- Sollte es mehr psychosomatisch ausgebildete Ärzte geben?
- Würden Sie es begrüßen, wenn Sie Ihr Arzt auch nach Ihrer Seelengesundheit befragt?