Beinachsenfehler bei Kindern

08. Erkrankungen des Kniegelenks

Der Hüftkopf, das Kniegelenk und das Sprunggelenk bilden eine mechanische Achse. Wenn diese Achse abweicht, entstehen Fehlstellungen der Beine wie z. B. O-Beine (Varusfehlstellung) oder X-Beine (Valgusfehlstellung).

Entstehung
Das kindliche Kniegelenk durchläuft mehrere Entwicklungsphasen bis die normale Achsenstellung des Erwachsenen erreicht ist. Die Beine von Neugeborenen haben eine O-Stellung. Bis zum sechsten Lebensalter entwickeln Kinder eine X-förmige Beinachsenstellung. Erst beim Jugendlichen kommt es zu einer geraden Achsenstellung.

Normale oder krankhafte Abweichung?
Beinachsenfehler innerhalb dieser natürlichen Entwicklung werden nicht behandelt, sondern nur beobachtet. Sollten die Achsenabweichungen zunehmen, sind sie pathologisch (krankhaft). Diese Abweichungen können z. B. als Folge neurologischer Grunderkrankungen entstehen. Manchmal ist kein ursächlicher Faktor feststellbar.

Therapie
Bei Achsenabweichungen im Kleinkind- und Kindesalter kann man das Wachstum durch Nachtschalen lenken. Sollte jedoch der Verdacht bestehen, dass eine Schädigung der Wachstumsfuge vorliegt, muss eine genaue Ursachenanalyse erfolgen.

Osteochondrosis dissecans
Aufgrund von Durchblutungsstörungen kommt es zu schalenförmigen Ablösungen kleiner Knochen-Knorpel-Teilchen der Kniegelenksfläche. Diese bewegen sich dann als freie Gelenkkörper im Knie. Die Teilchen können sich einklemmen, Entzündungen im Knie hervorrufen und sogar zu einer Verletzung des Kniegelenks führen. All dies ist mit starken Schmerzen verbunden.

Diagnose und Behandlung
Auf dem Röntgenbild sind die Veränderungen im Frühzustand oft nicht erkennbar. Dafür eignet sich eine Magnetresonanztomographie. Wird zusätzlich ein Kontrastmittel eingesetzt, können die Durchblutung im Gelenk und die abgestorbenen Teilchen bildlich dargestellt werden.

Bei Kindern unter zehn Jahren mit ausreichender Wachstumsreserve und aufrechter Durchblutung des Kniebereichs, ist eine Entlastung des Kniegelenkes über einen Zeitraum von sechs Wochen und mehr empfehlenswert.

Bei älteren Kindern und besonders, wenn das Knie unzureichend durchblutet ist, wird ein orthopädisch-chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen. Dabei können z. B. frei liegende Knochen-Knorpel-Teilchen entfernt, vorhandene Achsenfehlstellungen korrigiert oder sogar im Labor gezüchtete Knorpel implantiert werden.

Morbus Schlatter
Der Morbus Schlatter tritt häufig vor der Pubertät und als Folge starker mechanischer Belastung auf. Bei dieser Kniegelenkserkrankung sterben Knochen- und Knorpelgewebe im Bereich des Schienbeins ab.

Dies führt zu Schmerzen und zu Schwellungen im Übergangsbereich zwischen Patellarsehne (Kniescheibenband) und knorpeligem Ansatz am Schienbein. Die Schwellung ist die Folge einer Überbeanspruchung z. B. durch Leistungssport oder Übergewicht.

Therapie
Beim erstmaligen Auftreten von Schmerzen sollte sich der Betroffene schonen (Sportkarenz). Sollten die Schmerzen anhalten, ist die Ruhigstellung des Kniegelenks durch eine Schiene, bei starker Ausprägung sogar eine komplette Entlastung sowie lokale physikalische Behandlung nötig. Der Morbus Schlatter hinterlässt keine langfristigen Schäden im Kniegelenk.

Die Online-Infomappe der Sendung Radiodoktor - Medizin und Gesundheit ist ein Service von
Österreichische Apothekerkammer
Gesundheitsressort der Stadt Wien

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