6. Oktober bis Mitte Oktober 1762

Station 01: Wien 1, Fleischmarkt 28

Hörstation 01: Ankunft in Wien

Die Haupt- und Residenzstadt zeigt im Oktober des Jahres 1762 allen die kalte Schulter. "Nun sind wir schon 8 täge hier und wissen noch nicht wo die Sonne in Wienn aufgehet", klagt Leopold Mozart im ersten Brief, den er aus der Stadt schreibt, "denn bis diese Stunde hat es nichts als geregnet."

Der Beginn der ersten Wienreise

Die Mozarts kommen aus Salzburg: Vater, Mutter, zwei Kinder und ein Bediensteter; erst mit der Kutsche und dann mit dem Schiff: über Passau, Linz und einige kleinere Orte entlang der Donau, ehe sie mit einiger Wahrscheinlichkeit hier, im Gasthof "Zum weißen Ochsen“, absteigen.
Das Gebäude steht auf der anderen Straßenseite, an der Stelle des heutigen Hauses Fleischmarkt 28.

Die Anlegestelle des Postschiffs befindet sich auf der Höhe der heutigen Schwedenbrücke. Der Donaukanal ist zu dieser Zeit unreguliertes Gewässer. "Wenn man von der Wasserseite nach Wien kommt, hat es viel Ähnliches mit Venedig, weil die Donau oberhalb der Stadt sich in drei Arme geteilt hat“, heißt es in einem zeitgenössischen Reisebericht.
Dort unten war auch die Mautstation, die alles passieren musste, was in die damals noch mit Mauern befestigte Stadt wollte. Wien zählt zu der Zeit innerhalb der Befestigung etwa 200.000 Einwohner. Zum Vergleich: Heute wohnen auf dem entsprechenden Gebiet nur mehr 5.000 Menschen.

Strapazen und Vorschriften

"Eins muss ich sonderheitlich anmerken“, berichtet Leopold am 16. Oktober 1762, "dass wir bei der Schantzlmaut ganz geschwind sind abgefertiget worden und von der Hauptmauth gänzlich dispensiert worden. Daran war auch unser herr Wolferl schuld. Dann macht er alsogleich seine Vertraulichkeit mit dem herrn Mauthner, zeigte ihm das Clavier, machte seine Einladung, spielte ihm auf dem geigerl ein Menuet, und hiemit waren wir expediert.“

Etwa zehn Jahre seines Lebens verbringt Wolfgang auf Reisen. In den Kinderjahren, bei den Reisen durch Europa, ist die Kutsche nicht nur Transportmittel, sondern rollendes Kinder- und Klassenzimmer. Der Vater unterrichtet Tonsatz, Harmonielehre, Kontrapunkt, Deutsch, Französisch, Englisch, Latein, Geografie und Geschichte.

Einen Eindruck von den Strapazen des Reisens gibt die kaiserlich königliche Postordnung des Jahres 1748: "Die Reisenden müssen … sich aller Drohungen und Thätlichkeiten sowohl gegen die postbeförderer, als deren Knechte enthalten, auch die Bedienten auf dem Kutschersitze ohne Peitsche und Stock seyn.“

Kein Wunder also, dass Vater Leopold von den Einnahmen, die seine beiden Wunderkinder auf dieser Tour einspielen schon bald eine eigene Kutsche kaufen wird.


Orientierung

Die nächste Stationen ist das Majoratshaus der Familie Kinsky an der heutigen Adresse Rotenturmstraße 4.