Tonspuren, Freitag, 22:15 Uhr

Pakt mit dem Teufel

Das Leben der Margret Mitchell

Ihr Buch "Vom Winde verweht" ist weltberühmt, ihr Name ein Begriff, aber ihre eigene Geschichte ist unbekannt - dabei wäre sie ein idealer Stoff für einen Roman. Der Erfolg dieses Erstlingsromans war so groß, dass sie keine Zeit mehr fand, ein weiteres Buch zu schreiben.

Von der Schriftstellerin Margaret Mitchell kann nur in Superlativen berichtet werden. Sie hat in ihrem Leben einen einzigen Roman veröffentlicht, "Vom Winde verweht", der aber zu den erfolgreichsten Büchern aller Zeiten zählt, mit rund 30 Millionen verkauften Exemplaren und Übersetzungen in 27 Sprachen.

Mehr als 200 Millionen Menschen haben die gleichnamige Verfilmung aus dem Jahr 1939 gesehen, die neun Oscars erhielt und drei Jahrzehnte lang den Platz eins in der Liste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten einnahm.

Untergang einer Gesellschaft

Das mehr als 1000 Seiten umfassende Epos über die untergegangene Gesellschaft der USA hat Generationen von Lesern - und vor allem von Leserinnen - begeistert. Zum diesjährigen 55. Todestag der Schriftstellerin legten zahlreiche Fans Blumen auf ihr Grab in Atlanta und Briefe auf die virtuelle Grabstelle nieder: "Vom Winde verweht" sei das großartigste Buch, das sie je gelesen habe, ein echtes Meisterwerk, schrieb eine von ihnen. Andere bedauerten, dass Margaret Mitchell ein derart kurzes Leben beschieden war: Sie starb im Alter von 49 Jahren, nachdem sie ein betrunkener Taxifahrer angefahren hatte.

Verlorener Glanz der Südstaaten

Margaret Mitchell war am 8. November 1900 als drittes Kind des Rechtanwalts Eugene und seiner Frau May Belle geboren worden. Beide Eltern stammten aus großen und geachteten Südstaatenfamilien und so wuchs Margaret mit den Erzählungen ihrer zahlreichen Verwandten auf: über die große Zeit des Südens, über den Krieg gegen die Nordstaaten und den verlorenen Glanz der Herrenhäuser auf den großen Baumwollplantagen mit ihren zahlreichen schwarzen Sklaven. So wurden diese Geschichten Teil ihres Lebens und bildeten später den Hintergrund für die Schicksale ihrer Romanhelden.

Ungewöhnliche Reportagen

Margaret begann nach der Schule eine journalistische Laufbahn im "Atlanta Journal". Sie setzte sich gegen die Einwände ihrer Familie und gegen den Widerstand der Redaktionskollegen durch: mit rauen Sprüchen, Ehrgeiz und Perfektionismus lieferte sie ungewöhnliche, gut recherchierte Reportagen. Nach einer kurzen und unglücklichen Ehe fand sie in ihrem zweiten Ehemann John Marsh die perfekte Ergänzung: Der Verlagslektor und spätere Werbfachmann umsorgte und unterstützte sie, und er litt mindestens ebenso oft wie sie an exotischen und teilweise unerklärlichen Krankheiten.

Das Leben der "Pansy"?

Über die Gründe, warum Margaret Mitchell mit der Arbeit an ihrem großen Südstaatenroman begonnen hat, gibt es viele Mutmaßungen und sie selbst trug zur Mythenbildung bei. Als gesichert gilt, dass sie mit 26 Jahren zuerst das letzte Kapitel schrieb und dann, in ziemlich chaotischer Reihenfolge, die anderen Teile bis auf das erste Kapitel.

1936 kaufte der größte Verlag der USA das immer noch unfertige Manuskript: Das erste Kapitel fehlte, ebenso der Titel. Wäre das Buch ein Welterfolg geworden, wenn es "Trage die Last" oder "Morgen ist auch noch ein Tag" geheißen hätte, und seine Heldin nicht "Scarlett" sondern "Pansy" - wie es ursprünglich geplant war? Was wäre gewesen, wenn Margaret Mitchell nach dem Erfolg ihres ersten Romans ein zweites Buch geschrieben hätte, statt Zehntausende Briefe zu beantworten, die ihre Fans ihr schrieben?

Buch-Tipp
Margaret Mitchell, "Vom Winde verweht", ins Deutsche übertragen von Martin Beheim-Schwarzbach, Ullstein Taschenbuch, ISBN 3548256252

Links
Margaret Mitchell House & Museum
Gone with the Wind - der Film