Anerkennung
Åke Parmerud
29. September 2010, 00:35
Stringquartett
Åke Parmerud wurde 1953 geboren und ist bereits seit 1978 hauptberuflich Künstler und Komponist. Er hat Musik studiert, ist aber auch gelernter Fotograf und hat 1972 bis 1975 als solcher gearbeitet. Seine Werkliste umfasst Instrumentalmusik, elektroakustische Musik, Multimedia- und Videoarbeiten. Besonders seine elektroakustische Musik ist auf großes internationales Interesse gestoßen und wurde auch mehrmals beim Internationalen Festival für elektroakustische Musik in Bourges prämiert. Etliche Jahre arbeitete er im EMS (Electronic Music Studio) in Stockholm, wo viele seiner Stücke realisiert wurden. Seit 1987 lehrt er Computermusik und Komposition am Konservatorium in Göteborg.
Stringquartett
Stringquartett" ist eine Band-Komposition, bei der ich versucht habe, dem inneren Konzept, der Seele" des Streichquartetts Ausdruck zu verleihen. Für mich bedeutet das Streichquartett als musikalische Form eine Anzahl Erfahrungen auf verschiedenen Ebenen. Zahlenmystik, Mythen, Tradition, Klang-Gestalt usw. bringen spezifische und essentielle Bedeutungen in die gesamte Wahrnehmung der Musik.
Die Vierteilung der Strukturen ist das durchgehende Hauptprinzip dieser Komposition. Es gibt vier Ebenen des Klang-Charakters (vier Identitäten"). Im Verein mit diesen entwickeln sich vier Temperamente" in der Komposition. Man kann sich diese Identitäten und Temperamente als Sätze" des Werkes vorstellen, die gleichzeitig und nicht nacheinander ablaufen. Das Werk hat eine starke rhythmische Präsenz und läuft im Viervierteltakt ab.
Klang-Identitäten und Temperamente
Die vier Klang-Identitäten sind:
1. Harmonie
2. Verschiedene Typen von Reibeklängen"
3. Normale" Streicherklänge (arco, tremolo, pizzicato usw.)
und einige sehr kurze Fragmente aus späten Webern-Quartetten
4. Sehr kurze Impulse als Ausschnitte aus verschiedenen
Streicherklängen. Diese wurden teils so verwendet, wie sie waren,
teils in verschiedenen Raum-Simulationen als Aggregat eingesetzt,
wobei der Frequenz-Gehalt jedes Impulses praktisch eingefroren"
wurde.
Die vier Temperamente stellen dar:
1. Stille, Ordnung, Balance, Ausgewogenheit
2. Aggression, Dynamik
3. Phantasie, Gemeinsamkeit, Bewegung
4. Distanz, Transzendenz, Auflösung
Computer-Einsatz
Die verschiedenen Identitäten und Temperamente sind nicht notwendigerweise miteinander verbunden, aber natürlich beeinflussen sie einander auf verschiedene Art. Manchmal spielen sie alle zusammen, dann wiederum werden sie still, während andere die Initiative übernehmen - wie die verschiedenen Teile eines richtigen" Quartetts.
In Stringquartett" habe ich den Computer im Wesentlichen auf zwei Arten eingesetzt:
1. Zur Kontrolle der Klang-Ereignisse (Aufnahme und Bearbeitung von
Streicher-Klängen) über die Zeit. Dies wurde mit traditioneller
Sequencing-Software zusammen mit kleineren algorithmischen
Funktionen erreicht. Der Klang wurde auf drei Akai S-900 Samplern
reproduziert, und die Mischung und Real-Time-Bearbeitung erfolgen
auf einer midi-gesteuerten Soundtrack-Konsole und einem LXP-70
DSP.
2. Klangbearbeitung und Schnitt. Das aufgenommene Urmaterial wurde
entweder belassen, wie es war, oder reorganisiert (kopiert und
geschnitten), bearbeitet (gefiltert, FFT und Neusynthese,
Spektralverschiebung, Spektral-Verzerrung usw.) und neu
gesampelt.
Text: Åke Parmerud