Auszeichnung
Åke Parmerud
29. September 2010, 00:35
Strings & Shadows
"Strings & Shadows" von Åke Parmerud ist die Geschichte einer sterbenden Schauspielerin bei ihrem letzten Tanz, die von drei Klangtypen erzählt wird: einem akustischen Instrument, einem stimmlichen Klang und einer synthetischen Klangvielfalt.
In "Strings & Shadows" wirken die Saiten einer Harfe so, als wären sie Tore, die sich öffnen und eine Vielfalt instrumentaler, quasi instrumentaler und manchmal auch vokaler Klänge in einem Strom ständiger Transformationen herausfließen lassen. Diese klangfarblichen "Schatten" werden durch Spiegelungen der Harfe mittels einer Vielfalt synthetischer Saitenklänge ergänzt.
Musikalischer Schatten
Allerdings gibt es auch noch eine andere Art musikalischer Schatten. Ein kurzes, melodisches Fragment einer Filmmusik zu einem Greta-Garbo-Film ("Queen Christina") wird in einer leicht verzerrten Spiegelung der Harfe im Mittelteil des Stückes hörbar. In der Tat wird die melodische Entwicklung der Harfen-Stimme zu einem großen Teil von dieser Melodie abgeleitet.
Die poetische Vision des Stücks ist das Bild einer alten, sterbenden Schauspielerin, die in einem letzten, rauschenden Tanzreigen die Schatten ihrer Vergangenheit revuepassieren lässt, während langsam der Tod als ihr Begleiter zu einem letzten Pas-de-Deux erscheint.
Transformation der Klangfarben
Das Klang-Material für "Strings & Shadows" basiert hauptsächlich auf drei Typen von Klängen:
1. Klänge verschiedener akustischer Instrumente (Holzbläser, Streicher etc.);
2. stimmliche Klänge, die sich in instrumentale und/oder synthetische Klänge umwandeln;
3. eine Vielfalt synthetischer Saiten-Klänge.
Um eine Transformation der Klang-Farben zu erzielen, habe ich alle möglichen Methoden von einfacher Überlagerung und Mischung bis zu spektraler Interpolation und Phasen-Vocoder angewendet. Die Erzeugung synthetischer Saiten-Klänge erreichte ich durch Frequenz-Modulation, String-Modelling-Algorithmen und abgestimmte Resonanz-Filter (mit verschiedenen Klängen als Anschlag-Impulse).
Technischer Hintergrund
Das ursprüngliche Klang-Material wurde in etlichen Durchgängen durch digitale Signal-Prozessoren geschickt. Eines der wesentlichen Werkzeuge in der Anfangsphase der Klang-Behandlung war das neu herausgekommene GRM-Tool für den Macintosh. Diese Arbeits-Oberfläche zum Digital Signal Processing in Echtzeit ist eine spezielle Variante des Sytersystems, das in den Achtziger Jahren am GRM in Paris entwickelt wurde. Die so verarbeiteten Klänge wurden dann mit gängigen DSP-Einheiten wie Ensoniq DP-4, RSP-Technologies Intelliverb und Lexicon LXP-300 weiterverarbeitet. Zusätzliches Material wurde später mit dem Eventide UltraHarmonizer erstellt. Für spezielle Arbeitsgänge wie Phase-Vocoding und komplexe Schleifen wurde nicht-echtzeittaugliche Software wie TurboSynth und Sounddesigner von Digidesign, SoundHack von Tom Erbe und Infinity von Jupiter eingesetzt.
Mit Max und Vision von IRCAM/Opcode wurden die MIDI-Kontrollabläufe erstellt, und das ganze Material wurde dann im Studio Charybde in Bourges auf Festplatte überspielt. Zusammengefügt und synchronisiert wurde das Stück schließlich unter Verwendung einer 32MB-SampleCell II und einer 8MB-SampleCell I-Karte sowie eines Vierkanal-ProTools-Systems, alle gesteuert von Studio Vision von Opcode.