Anerkennung

Phoenicia

Brownout

Es gibt wenige Gruppen, die die motivischen Gemeinplätze urbaner Straßenmusik und künstlerische Raffinesse miteinander verbinden, aber diese in Miami beheimatete Gruppe schafft das mit einer Einzigartigkeit und Bravur, die sie zu Recht innerhalb der amerikanischen IDM-Gemeinschaft etabliert und kanonisiert hat.

Die sich vom Miami Bass inspirierten Overdrive hin zum freien elektronischen Improv bewegenden Label-Eigner (Schematic) und Astralwerk-Veteranen haben einen beeindruckenden Katalog von Klängen zusammengetragen, dessen immer im Fluss befindliche Experimente mit dem Subtilen und dem Offensichtlichen hinreichend klarstellen, dass sie auch in zukünftigen Jahren einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf ähnlich gesinnte Künstler und Juries wie jene des Prix Ars Electronica ausüben werden.

Gemeinsame Vorbilder

Romulo Del Castillo und Joshua Kay von "Phoenecia" begegneten einander bei einem Tonaufnahme-Kurs an einem College und fanden schnell einen gemeinsamen Nenner, was ihre Verehrung für Herbie Hancock, Detroit Techno, frühe Warp-Records und Hand-Perkussionisten wie Glen Velez und Zakir Hussain betrifft. Das Duo brachte 1996 sein erstes Album "Tone Capsule" unter dem Namen "Soul Oddity" bei Astralwerks heraus.

Der Geschmack eines großen Labels lag den beiden aber nicht so richtig, deshalb gründeten sie "The Schematic Music Company" als eine Art Künstlerforum, in dem kraftvolle Originalität und endemische auditive Identität aufblühen konnten. Nach diversen Solo-Einspielungen auf Schematic brachte das Paar 1997 "Randa Roomet" auf Warp als erste Scheibe unter dem Namen "Phoenecia" heraus. "Brownout", ihr neuestes Album, stellt einen etwas organischeren und feineren Ansatz dar.

Zwischen brutal und verinnerlicht

Del Castillo und Kay scheinen sich immer irgendwie in den sprichwörtlichen Nischen niederzulassen. In stets vorwärts drängendem Fluss schwanken ihre Konstrukte zwischen brutaler Straßen-Urbanität und subtiler verinnerlichter Musikalität.

Während ihre ersten Aufnahmen den fetten Groove des Miami-Bass widerspiegelten, hat sich der aufgezeichnete Sound der Boys mit Intelligenz und Grazie in ein völlig zerebrales Labyrinth aus Raum und Vision entwickelt. Und dennoch: Wenn man sie live hört, dann werfen die beiden von Phoenecia alles hinein, was aus ihrer riesigen Palette gerade zur Stimmung passt. Und das ist letztlich doch die gleiche Formel wie bei all der Musik, die sie auf die Welt loszulassen beschlossen haben.