Kritiker begeistert von Wiederaufnahme des Klassikers

Ritter, Dene, Voss

Die Reaktionen auf die Wiederaufnahme von Thomas Bernahrds "Ritter, Dene, Voss" sind ein weiterer Schritt im Einverleibungsprozess, dem das Werk des einst meistgehassten Schriftstellers Österreichs unterliegt: Selbst bürgerliche Blätter freuen sich darüber, dass Bernhard mit den "Heiligtümern der bürgerlichen Kultur" abrechnet. Bernhard als Schenkelklopfer: "Es darf herzlich gelacht werden."

Mit großer Begeisterung reagierten Zeitungskritiker in Österreich auf "Ritter, Dene, Voss", das am Samstag in der Uraufführungsbesetzung am Wiener Akademietheater zu sehen war. Das Publikum feierte das 1986 in Salzburg uraufgeführte Stück von Thomas Bernhard mit Standing Ovations.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

"Schon pikant, wenn Claus Peymann in Wien wie ein verlorener Sohn gefeiert wird", bemerkt die FAZ. "Und daß der tote Thomas Bernhard der beste Thomas Bernhard ist. Eine famose Eulenspiegelei ist es, seinen fünfzehnten Todestag mit der Wiederaufnahme der Inszenierung von "Ritter, Dene, Voss" zu feiern." Eine Heimkehr sei "immer eine unmögliche Sache. Aber schön war die Zeitreise doch. Rosen und Ovationen. Für die Schauspieler, für eine Ära, für Peymann, der strahlte und seine rechte Hand links aufs Herz legte. Es fehlte nur noch, daß Thomas Bernhard auf die Bühne gekommen wäre."

Kronen Zeitung

"Das Flair des Besonderen schwebt über dieser Aufführung", bemerkt die "Kronen Zeitung". "Da ist der Applaus beim Aufgehen des Vorhangs ebenso symptomatisch wie der fast erlösende Schlussjubel. Wiens Publikum schwelgte ein wenig in Peymann-Erinnerungen. Bernhards Sprachgewalt und Präzision ist auf die Darsteller Ritter, Dene und Voss zugeschnitten."

Der Standard

Die heftig akklamierte Wiederaufnahme von Thomas Bernhards "Ritter, Dene, Voss" im Akademietheater "beschert Glücksmomente - und die Einsicht, dass große Kunst nicht altert, sondern wahr bleibt", berichtet der "Standard". "Es handelt sich um den gar nicht heimlichen, sondern unheimlichen Theatergipfelpunkt des versunkenen 20. Jahrhunderts."

Die Presse

Thomas Bernhard rechne "mit den Heiligtümern der bürgerlichen Kultur" ab, so "Die Presse". "Vor deren Repräsentanten, für sie findet dieses Schauspiel statt. Und wie es sich für eine anständige Tragikomödie gehört, es darf herzlich gelacht werden."

Kurier

Einen "großen Abend, von dem man sich gerne mitreißen lässt", erlebte der "Kurier". "Die Frisur von Gert Voss ist chicer als in den 80er-Jahren, er selbst noch tragikomischer, Kirsten Dene ist vielleicht noch mütterlicher und Ilse Ritter noch schrulliger in ihrer Künstlichkeit geworden."

Wiener Zeitung

Die Inszenierung wirke "genauso lebendig und gegenwärtig wie am Tag der Uraufführung bei den Salzburger Festspielen im August 1986", freut sich die "Wiener Zeitung". "Denn die Realität spielt mit: "Unsere Frühstücke haben sich seit 20 Jahren nicht geändert", konstatiert Ritter mit resignativer Süffisanz." Fazit der "Wiener Zeitung": "Ein unvergesslicher Theaterabend!"

Links
FAZ - Peymanns Heimkehr: Ritter, Dene, Voss spielen wieder in Wien (gebührenpflichtig)
Kronen Zeitung
Der Standard - Drei lebenslange Kinder üben für die Seligkeit
Die Presse - Nieder mit dem geliebten Bürgertum!
Kurier - Die Kostüme passen noch
Wiener Zeitung - Frische Brandteigkrapfen aus der Worringer-Hölle