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Der große Horizont

Die riesigen Tafelbilder, die freistehend wie Wände in den Raum ragen, weisen Max Weiler als Maler des großen Formats aus. Ohne Horizont und Rahmen eröffnen die durchscheinend abstrakten Gemälde einen endlosen Raum - für MUMOK Direktor Edelbert Köb der Beginn der kosmologischen Malerei bei Weiler. Und damit der Grund, warum Weiler von seinen Zeitgenossen sozusagen als "spiritueller Tiroler Naturmaler" nicht ganz ernst genommen wurde.

Max Weiler stand weltanschaulich im Gegensatz zur österreichischen Avantgarde der 50er Jahre: Künstler wie Arnulf Rainer, Josef Mikl oder Markus Prachensky gruppierten sich um die Galerie Nächst St. Stephan und hingen einem existenzialistischen Weltbild an. Weilers spiritueller Ansatz in der Malerei war alles andere als "en vogue".

Zwei Lager

Während die Künstler um die Galerie nächst St. Stephan der abstrakt-expressiven Malerei - dem Informel - huldigten, hatte sich der Tiroler Max Weiler rein räumlich schon angenähert und unterrichtete an der Akademie der Bildenden Künste. Auch wenn er nicht zum Kreis dieser Avantgarde gehörte, beobachtete er doch interessiert die neuesten Entwicklungen der zeitgenössischen Kunst.

Weiler ließ sich inspirieren und es kam zu einem malerischen Ausbruch, in dem er sich eruptiv vom Gegenständlichen befreite. Später sollte er wieder zum Gegenständlichen zurückkommen. Das war seinen Zeitgenossen suspekt: sie hatten im Informel die Auflösung des Gegenständlichen gefeiert, und nun machte Max Weiler am Höhepunkt dieser Entwicklung halt, um eine Kehrtwende zu machen.

Dokumente einer Kehrtwendung

Aus dieser Phase stammen die ausgestellten Tafelbilder, die keine Gegenstände erkennen lassen, aber Titel wie "Luftwolken" tragen und von ihm als "Himmelsbilder" bezeichnet wurden.

Für Edelbert Köb, den Direktor des Museums Moderner Kunst, ist das Werk von Max Weiler ist "absolut in der Moderne verankert". Köb meint, das Gegenständliche bei Max Weiler sei eigentlich mit der Natur gleichzusetzen. Die Natur stelle gleichzeitig seinen kosmologischen Ansatz dar.

Der Natur sei Weiler auch in seiner Materialwahl verhaftet gewesen: Vom Ei bis zum Erdpigment hätten die Grundstoffe seiner Farben gereicht. Und trotzdem hätte er mit seiner spirituellen Haltung einer absolute Sonderpostition inne gehabt.

Sonderweg der Moderne

Weilers Ausnahmesituation geht schon auf die 40er Jahre zurück, als er in seiner Heimat Tirol großen Anfeindungen ausgesetzt war. Die Fresken in der Theresienkirche auf der Hungerburg trugen Max Weiler im Jahre 1946 den Ruf eines Aufrührers ein. Verantwortlich dafür waren seine kühne Ikonografie und die gewagte Interpretation des christlichen Heilsgeschehens.

Nachdem sich Pfarrkirchenrat und Bauernstand ereifert hatten, ging der Bilderstreit bis zum Vatikan. Die Kirchenfresken mussten auf Anordnung der vatikanischen Kongregation verhängt werden. Auch die Farbigkeit der Fresken schockierte das nach dem Krieg völlig unvorbereitete Publikum - obwohl Weilers Formensprache keineswegs avantgardistisch war.

Weilers Aufstieg

Er inspirierte sich an der österreichischen Malerei nach 1910. Wiegele, Kolig und Kokoschka waren seine Vorbilder. Trotz der Aufregungen um die Theresienkirche wurde Max Weiler mit zahlreichen weiteren öffentlichen Aufträgen bedacht: Er gestaltete die 10 mal 10 Meter großen Fresken in der Friedenskirche in Linz Urfahr, ein Fresko in der Kassenhalle des Innsbrucker Hauptbahnhofs und ein Mosaik in der Innsbrucker Universitätsklinik.

Innerhalb weniger Jahre avancierte Max Weiler zum erfolgreichen Künstler. Er war in den großen Ausstellungen präsent und nahm an der 3. Biennale in Sao Paulo teil. 1960 war Weiler der Vertreter Österreichs bei der Biennale in Venedig und 1961 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis.

Werkzusammenführung

Max Weilers Witwe Yvonne Weiler ist seit Jahren unermüdlich damit beschäftigt, das Werk ihres verstorbenen Gatten zusammenzuhalten. So schätzt sie sich auch glücklich, die Zusammenführung dieser Tafelbildserie angeregt zu haben.

Die vier zwischen 1973 und 1977 gemalten Bilder waren von Max Weiler als Einheit für einen virtuellen Raum gemalt worden, wie Yvonne Weiler erzählt. Durch einen Verkauf waren 2 der Gemälde ins Juridicum gewandert und zwei ins MUMOK gekommen. Jetzt werden sie erstmals in einem Raum zusammen gezeigt - wie es vom Künstler ursprünglich geplant worden war.

oe1.ORF.at stellt für die Dauer der MUMOK-Schau eine virtuelle Repräsentation des Raums online.

Mehr dazu in oe1.ORF.at.

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