Gesundheitsberufe in der Burnout-Falle

01. Demografische Ursachen

Die Babyboomer-Jahrgänge der heute 37- bis 57-Jährigen sind im Moment die tragenden Elemente am aktiven Arbeitsmarkt. Doch sie kommen bald "in die Jahre". Im Jahr 2030 werden erstmals 30 Prozent der Bevölkerung älter als 60 Jahre sein.

Dank medizinischer Fortschritte steigt aber auch unsere Lebenserwartung. Bis 2050 werden Männer statt bisher 76,4 immerhin 84,3 Jahre alt. Frauen im Schnitt statt 82,1 sogar 89,0 Jahre.

Das bedeutet: Der Anteil der über 75-Jährigen erhöht sich von derzeit etwa 620.000 bis 2050 auf etwa 970.000. Die Konsequenzen: Pflegekosten und medizinische Ausgaben ("Hardware" und "Software", also Technik und Humanressourcen) für diese Bevölkerungsschichten werden steigen.

Steigende Arbeitsbelastung
Durch das zuvor beschriebene Szenario der zunehmenden Lebenserwartung und der steigenden Medizin- und Pflegekosten erhöht sich auch der Personalbedarf. Gleichzeitig aber wird bei den einzelnen Gesundheitsinstitutionen massiv der Rotstift angesetzt. Das bedeutet: Jene, die beschäftigt sind, müssen mehr arbeiten, haben also längere Arbeitszeiten. Im Gesundheitswesen sind 49-Stunden-Dienste am Stück derzeit vor allem noch in kleinen Krankenhäusern am Land üblich, weil es dort zu wenig Personal gibt.

25 Prozent aller Spitäler sind - so die Österreichische Ärztekammer - davon betroffen. Vor allem in großen Kliniken wird - besonders in den Bereichen Anästhesie und Notfallmedizin - "nur noch" 24 Stunden durchgearbeitet.

Verlängerte Dienstzeiten, Arbeitsüberlastung und Stress sind die Folgen für das Personal. Daraus wiederum ergibt sich ein erhöhtes Risiko in Hinsicht auf Pflegefehler, Unfälle, Fehlentscheidungen oder Diagnose- und Behandlungsfehler.

Psychischer Druck
Alle Berufsfelder im Gesundheitsbereich eint eine Voraussetzung: die Motivation Menschen zu helfen. Im Gesundheitssystem Arbeitenden fällt die Abgrenzung meist schwer, das führt oft in die physische und psychische Erschöpfung. In keinem anderen Bereich ist auch das Burn-out-Syndrom so oft anzutreffen wie im Gesundheits- und Pflegebereich (vgl. Martin Rümmele, "Medizin vom Fließband"). Hinzu kommt, dass es für Betroffene kaum Präventivmaßnahmen (zum Beispiel Supervision) gibt.

Viele (durchaus die besonders engagierten) geben den Beruf auf. Außerdem ist die Selbstmordrate in bestimmten medizinischen Fächern erschreckend hoch.

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