Für wen woran geforscht wird

15. Pharmakologische Highlights

Auch wenn wir in Europa von Malaria nicht direkt bedroht sind, so ist diese Krankheit doch eine der Weitverbreittesten und stellt somit eine besondere Herausforderung für die Medizin dar. Erkranken doch jedes Jahr weltweit 250 Millionen Menschen an Malaria, eine Million stirbt daran. Forscher suchen seit 70 Jahren nach einem Impfstoff gegen diese Krankheit. Nun konnten sie einen Erfolg erzielen.

Ein kürzlich in den USA getesteter Impfstoff kann die Zahl von Malaria-Infektionen bei Kindern offenbar deutlich reduzieren. Bei zwei klinischen Tests in Afrika sank die Rate der Infektionen um bis zu 65 Prozent. Außerdem nahm die Zahl der Fälle, in denen nach einer Infektion mit dem Malaria-Erreger innerhalb von sechs Monaten die Krankheit ausbrach, um 59 Prozent ab. Der Impfstoff sei der erste, der bei Studien einen signifikanten Schutz vor Malaria erkennen lasse. Das sei ein hoffnungsvoller Anfang, heiß es im Vorwort der Studie. Auch die Zahl der Fälle, in denen eine Malaria-Infektion zum Ausbruch der Krankheit führte, konnte demnach deutlich reduziert werden.

Vogelgrippe
Obwohl inzwischen aus den Schlagzeilen verschwunden, ist die Vogelgrippe weiterhin ein wichtiges Thema für die Arzneimittel-Entwicklung. Denn es gibt doch eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann ein mutierter Stamm dieses Virus auftreten wird. Die 2006 gehorteten Unmengen an Schutzmasken und Neuraminidase-Hemmern verrotten langsam oder nähern sich ihrem Verfallsdatum, was durchaus auch sarkastische Kommentare nach sich zog. Damals war nicht gesichert, dass der Neuramindasehemmer "Tamiflu“, der gegen die Vogelgrippe eingesetzt wurde, auch in ausreichendem Maß produziert werden kann. Panikartige Massenkäufe waren die Folge.

Impfstoffe entwickelt
Inzwischen wurden aber zwei Impfstoffe gegen die Vogelgrippe entwickelt, von denen einer bei Bedarf sicher in ausreichender Menge zur Verfügung stehen wird, versichert Univ.-Prof. Dr. Markus Müller, Leiter der Klinischen Pharmakologie im AKH Wien. Denn das Problem ist nämlich, dass die üblichen Grippe-Impfstoffe mithilfe von Hühnereiern hergestellt werden. Im Fall eines erhöhten Impfstoffbedarfs, kann die Menge an verfügbaren Hühnereiern zu gering sein. Diese Gefahr wurde nun mit einem synthetisch hergestellten Impfstoff gebannt.

Impfungen gegen Alzheimer
Schon heute leiden weltweit fast 30 Millionen Menschen an Alzheimer. Weil die Menschen immer älter werden, geht die Weltgesundheitsorganisation davon aus, dass sich die Zahl der Erkrankten bis zum Jahr 2050 auf 106 Millionen mehr als verdreifachen wird.

Die Forschungsmaschine läuft daher auf vollen Touren. Laut Prognosen soll sich der Umsatz mit Alzheimer-Medikamenten von heute 2,3 Milliarden Dollar auf 10 Milliarden Dollar im Jahr 2018 mehr als vervierfachen. Eine Reihe innovativer Biotech-Unternehmen testen derzeit Impfstoffe in der zweiten und damit vorletzten Prüfungsphase am Menschen. Analysten und Wissenschaftler rechnen für 2009 mit wegweisenden neuen Therapiekonzepten.

Die neuen Konzepte greifen an bestimmten Stellen des Krankheitsmechanismus an, zum Beispiel an den so genannten Plaques. Diese Beta-Amyloid-Peptid-Anhäufungen klumpen im Gehirn aneinander, bleiben kleben und bringen die Nervenzellen zum Absterben. Auch ein neuer Impfstoff einer Wiener Biotech-Firma versucht die Bildung dieser unlöslichen Plaques zu verhindern.

Kampf gegen Krebs
Eine Trend in der Medizin ist, dass manche Erkrankungen, wie zum Beispiel Aids, zwar nicht geheilt , aber so weit medikamentös beherrscht werden können, dass es für Betroffene möglich wird, eine einigermaßen normales Leben zu führen. Ähnliche Ansätze prägen auch die Behandlung von Krebs. Es wird seit einigen Jahren erfolgreich versucht, entweder die Gefäßentwicklung der Tumoren zu hemmen oder die Signalübertragung innerhalb der einzelnen Krebszelle zu stören, sagt Univ.-Prof. Dr. Markus Müller. Etwa in der Behandlung der chronischen myeloischen Leukämie gelang vor einigen Jahren ein epochaler Fortschritt.

Die neue Standardtherapie für die CML ist eine Behandlung mit dem Tyrosinkinasehemmer Imatinib. Der Wirkstoff aus der Gruppe der zielgerichteten Therapien hemmt ein Enzym, eine so genannte Tyrosinkinase, die nur von Leukämiezellen gebildet wird. Imatinib kann die Erkrankung bei einem großen Teil der Patienten lange Jahre aufhalten.

Mittlerweile wurden viele neue Wirkstoffe entwickelt, die die Signalübertragung innerhalb der Krebszellen blockiert oder die Gefäßneubildung und damit das Wachstum der Tumoren unterdrückt. Die Kombination mehrerer dieser Substanzen soll bei vielen Krebserkrankungen die Chance auf Heilung erhöhen.

Neue Blutgerinnungshemmer
Ein ebenfalls wichtiger Fortschritt ist die Entwicklung neuer blutgerinnungshemmender Medikamente. Diese Wirkstoffe können wahrscheinlich die Substanz Marcumar ersetzen. Dieses seit Jahrzehnten verwendete Medikament ist zwar wirksam, aber in der Handhabung unpraktisch. Ernährungsvorschriften, ständige Kontrollen und eine ziemliche Anzahl von Nebenwirkungen - wie die Gefahr von Blutungen - sind zu beachten.

Kein Wunder, dass schon seit Jahrzehnten versucht wird, besser geeignete Medikamente zu finden. Eine Entwicklung führte zu den Faktor Xa-Inhibitoren. Die Substanz Rivaroxaban ist ein direkter Faktor-Xa-Inhibitor der neuesten Klasse der antithrombotischen Arzneimittel. Man kann diese Substanz schlucken. Sie senkt das Thromboserisiko im Vergleich zu hochsignifkant, ohne gleichzeitig die Blutungsneigung zu erhöhen. Außerdem müssen in diesem Fall die Gerinnungsparameter nicht mehr kontrolliert werden.

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