Anteil der jungen Bevölkerung sinkt

01. Die Gesellschaft altert

Der Anstieg der Lebenserwartung und die demographische Entwicklung sind nach Ansicht von Experten die größten Herausforderungen für unser Gesundheitssystem. Nach den Ergebnissen der aktuellen Prognose der Statistik Austria wird die Bevölkerung Österreichs zwar auch in Zukunft weiter stark wachsen - auf bis zu 9,52 Millionen Menschen im Jahr 2050. Die Altersstruktur verschiebt sich aber deutlich hin zu älteren Menschen. Derzeit sind 22 Prozent der Bevölkerung älter als 60 Jahre, 2020 werden es rund 26 Prozent und ab 2030 sogar mehr als 30 Prozent sein.

Die erwerbsfähige Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 60 Jahren wird in den kommenden Jahren vor allem durch Zuwanderung noch leicht anwachsen, langfristig aber wieder sinken. Der Anteil der unter 15-Jährigen an der Gesamtbevölkerung sinkt bis zum Jahr 2030 um 1,5 Prozentpunkte auf 14 Prozent und bis zum Jahr 2050 auf 13,4 Prozent.

In absoluten Zahlen zeigt sich die Dynamik der Entwicklung noch deutlicher: Die Zahl der über 60-Jährigen wird im Jahr 2015 mit 2,08 Millionen um 12 Prozent größer sein als 2007. Bis 2030 steigt ihre Zahl auf 2,81 Millionen (+ 52 Prozent), bis 2050 schließlich auf 3,25 Mio. (+ 76 Prozent).

Großteil der Kassenausgaben
Schon jetzt entfallen auf etwa 15 Prozent der Versicherten 85 Prozent der gesamten Ausgaben, sagen die Krankenkassen. Der Großteil davon dient zur medizinischen Versorgung älterer und betagter Menschen. Tatsächlich steigen die Pro-Kopf-Ausgaben mit zunehmendem Alter deutlich an. Experten sprechen von einer höheren Krankheitsneigung im Alter. Statistisch gesehen wird vor allem in den letzten Lebensmonaten am meisten für Pflege und medizinische Behandlungen ausgegeben. Gleichzeitig wächst die Zahl alter und hochbetagter Menschen. Und mit ihnen auch nehmen auch bestimmte Krankheitsbilder zu.

Krankheitsbilder, die bedeutsamer werden
Experten erwarten einen Anstieg von folgenden Erkrankungsbildern: Verletzungen auf Grund von Stürzen, Osteoporose, Inkontinenz, Depression und Demenz und Alzheimer.

In Österreich leiden derzeit etwa 160.000 Menschen an Demenz. Im Alter zwischen 65 und 69 Jahren erkrankt jeder Zwanzigste daran, aber zwischen 80 und 90 ist schon fast jeder dritte Mensch betroffen. Im Jahr 2050 werden nach Schätzungen bis zu 234.000 Menschen an Demenz erkrankt sein. Etwa 60 Prozent davon werden an Morbus-Alzheimer leiden.

Hinzu kommen epidemiologische Veränderungen, die in den vergangenen 50 Jahren zum Rückgang der Infektionskrankheiten und zur Zunahme von chronischen nichtheilbaren Erkrankungen geführt haben. Neben Erkrankungen des Herzkreislauf- und Atemsystems, Krebs- und Stoffwechselerkrankungen sind mittlerweile vor allem chronische Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates sowie der Psyche Hauptursachen für Krankenstand und vorzeitige Pensionierung.

Gesundheitswesen kaum vorbereitet
Unser Gesundheitswesen ist darauf nur bedingt vorbereitet. Die Bedürfnisse älterer Menschen unterscheiden sich von jenen jüngerer Patienten sehr stark. Gleichzeitig benötigen sie auch andere medizinische Angebote. Nicht zuletzt deshalb, weil viele Menschen nicht nur eine spezielle Krankheit haben, sondern oft multimorbid sind. Deshalb müssen nicht nur mehrere medizinische Fachbereiche bei der Behandlung kooperieren, sondern auch der Pflege wird eine besonders wichtige Rolle zukommen.

Ein medizinisches Angebot, das diese Querschnittsmaterie abdeckt, fehlt allerdings noch in Österreich. Während es etwa in Deutschland längst Fachärzte für Geriatrie gibt, steht diese Entwicklung in Österreich noch am Anfang. Eine universitäre Ausbildung fehlt noch, lediglich die Ärztekammer bietet in Form eines Crashkurses eine Zusatzausbildung im Ausmaß von sechsmal zwei Stunden an.
Im neuen österreichischen Strukturplan Gesundheit sind im stationären Bereich Standards für akutgeriatrische Abteilungen und Remobilisierung vorgesehen. Die Bundesländer sind hier aber unterschiedlich weit in der Umsetzung. Kärnten gilt unter Experten als führend, im Mittelfeld liegen die Steiermark und Wien, kaum Initiativen gibt es im Burgenland und in Vorarlberg.

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