Bessere Strukturen notwendig

07. Die richtigen Ärzte fehlen

Geriatrische Medizin befasst sich als Querschnittsmaterie mit Erkrankungen und Entwicklungen, die typischerweise viele Krankheitsabläufe bei älteren Menschen komplizieren.

Die vier großen Themenkreise, mit denen sich die geriatrische Medizin beschäftigt, sind intellektueller Abbau, Immobilität, Instabilität und Inkontinenz.

Neben der Erfüllung der spezifischen medizinischen Aufgaben hat die Geriatrie das Ziel, die größtmögliche Selbstständigkeit des Menschen im höheren Alter zu erhalten bzw. wiederherzustellen, folglich Pflegebedürftigkeit zu vermeiden, zumindest aber zu verringern.

In Finnland, Italien, Spanien und einigen deutschen Bundesländern gibt es bereits entsprechende Fachärzte, die in der Akutversorgung, Rehabilitation sowie an Langzeitpflege-Einrichtungen tätig sind. Doch selbst dort, wo die Geriatrie als Facharztausbildung verankert ist, hat sie noch um Anerkennung innerhalb des Medizinsystems und um Interessenten für das Fach zu kämpfen.

600 Geriater fehlen
In Österreich wird über ihre Einführung noch immer diskutiert. Bisher gibt es lediglich ein Fortbildungsdiplom der Ärztekammer. Nimmt die geriatrische Fachausbildung in den meisten Ländern zwischen vier und siebeneinhalb Jahre in Anspruch, so beziffert die Vereinigung europäischer Fachärzte die Ausbildung in Österreich auf sechs Wochenenden innerhalb von zwei Jahren.

Allerdings gibt es seit dem Jahr 2007 einen Beirat für Altersmedizin im Gesundheitsministerium, dem die wichtigsten Geriatrie-Spezialisten des Landes angehören. Sie rechnen auch damit, dass noch im Jahr 2009 zumindest ein Additivfach Geriatrie zu bestimmten Fachärzten (Physikalische Medizin, Innere, Psychologie, Neurologie) installiert werden wird.

Dann wird es auch entsprechende Lehrstühle an den Medizinuniversitäten geben müssen. Derzeit gibt es nur an der Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Salzburg einen solchen Lehrstuhl.

Die Einrichtung eines Facharztes ist allerdings noch weit entfernt. Wichtig erscheint auch die entsprechende Schulung der niedergelassenen Allgemeinmediziner, die als "Gatekeeper" Geriater der ersten Versorgungslinie sein sollen.

In Zukunft immer wichtiger wird auch eine verbesserte Kommunikation zwischen dem niedergelassenen Bereich und den Spitälern - sowohl bei der Aufnahme von Patienten wie auch bei der Entlassung.

Mehr Kooperation in Zukunft
Die Berater der Consultingagentur Ernst & Young erwarten, dass sich die Schnittstellen zwischen stationärer Versorgung und mobiler Betreuung auflösen. Etwa wenn es um die Betreuung nach der Spitalsentlassung geht. Die medizinischen Anbieter und pflegerischen Dienstleister werden sich künftig untereinander vernetzen.
Zu erwarten sei zudem eine noch stärkere Zusammenarbeit der einzelnen Berufsgruppen.

Dazu forderte der deutsche Sachverständigenrat im Jahr 2007: "Anstelle des Versuches, die Situation allein innerhalb der Berufsgruppe zu optimieren, kann eine Ausweitung der Kooperation für alle Beteiligten und nicht zuletzt für die Patienten weitaus vorteilhafter sein, als an alten Mustern festzuhalten."

Bessere Netzwerke - andere Honorarstrukturen
Denkbar sei etwa, dass freiberufliche Pflegekräfte mit Ärzten kooperieren. Der Arzt delegiert Aufgaben an die diplomierte Kraft. Er vermittelt also nicht nur den Patienten zu einer Pflegekraft, sondern tauscht sich auch mit dieser aus. Möglich ist dies etwa, wenn die Kommune beide anstellt oder zumindest als Freiberufler bezahlt.

Denkbar ist auch, dass der Arzt die Pflegekraft direkt beschäftigt. Dann muss er allerdings auch die Leistungen von der Versicherung vergütet bekommen. Oder beide - Arzt und Pflegekraft - arbeiten mittels Kooperationsverträgen zusammen. Auch das braucht eine geänderte Finanzierungsstruktur. Es geht nur, wenn die Versicherungen wie beschrieben auch mit anderen als mit den Ärzten Kassenverträge eingehen.

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