Eigenständigkeit durch mittelalterliche Sprachtraditionen

Bosnisch

Wissen aktuell, Erstaustrahlung 11. Juli 2008

Bosnisch wird heute von etwa fünfeinhalb Millionen Menschen gesprochen. Rund die Hälfte davon lebt nicht in Bosnien-Herzegowina, wo das Bosnische offizielle Amtssprache ist, sondern in der Türkei, in den USA und in Westeuropa, hier vor allem in Deutschland, der Schweiz und in Österreich. Grund dafür sind nicht zuletzt auch die Jugoslawien-Kriege in den 1990er Jahren. Seit dieser Zeit wird auch die sprachliche Eigenständigkeit des Bosnischen wieder verstärkt betont - etwa, indem man auf mittelalterliche Sprachtraditionen anzuknüpfen versucht. Der älteste literarische Text in bosnischer Sprache stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist ein Liebesgedicht. "Hirat türkisi", so sein Titel, wurde noch mit adaptierten arabischen Schriftzeichen verfasst.

Späte Etablierung von Rechtschreibung und Grammatik

Die bosnische Rechtschreibung wurde erstmals 1995 kodifiziert, die Grammatik im Jahr 2000. Das Ziel war unter anderem eine Abgrenzung vom Serbischen und Kroatischen und die Entwicklung hin zu einer bosnischen Standardsprache. Viele bosnische Mundarten sind hingegen im Verlauf des Kriegs in Bosnien Herzegowina verschwunden - bedingt durch Vertreibungen und ethnische Säuberungen.

Hör-Tipp
Radio Day of European Cultures, Sonntag, 18. Oktober 2009
Mehr dazu in oe1.ORF.at

Buch-Tipps
"Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens - Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens", Klagenfurt/Celovec

"Wieser Enzyklopädie - Sprachen des europäischen Westens, Bde. I, II", Klagenfurt/Celovec

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