Minderheitensprache mit Anerkennungsproblemen

Mordwinisch

Wissen aktuell, Erstaustrahlung 17. Oktober 2008

Mordwinisch ist eine finno-ugrische Sprache. Es wird im europäischen Teil Russlands von etwa 750 000 Menschen als Muttersprache gesprochen. Das Mordwinische besitzt iranische, baltische, türkische und zahlreiche russische Lehnwörter.

Die beiden Hauptdialekte des Mordwinischen sind Erzä und Mokscha, die sich im 8. Jahrhundert voneinander zu lösen begannen. Vom 19. Jahrhundert an wurden in beiden Dialekten die ersten Bücher veröffentlicht. Zu der Zeit begannen die Mordwinen, sich der Bedeutung der eigenen Sprache und Kultur bewusst zu werden: Ab den 1920er Jahren trieben Volksschullehrer die Entwicklung der Orthographie voran.

Wiederaufbau der Bildungsschicht

Dem stalinistischen Terror waren die mordwinischen Intellektuellen in gleichem Maße ausgesetzt, wie andere nationalen Minderheiten der Sowjetunion. Nach dem Krieg musste eine neue Bildungsschicht hervor gebracht werden, da die alte in den Lagern umgebracht worden war. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion begann man über die Probleme und Bedürfnisse der nationalen Minderheiten zu sprechen. Es wurden einige Sprachgesetze erlassen, denen es allerdings an Durchschlagskraft fehlt, was das Mordwinische weiter schwächt.

Hör-Tipp
Radio Day of European Cultures, Sonntag, 18. Oktober 2009
Mehr dazu in oe1.ORF.at

Buch-Tipps
"Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens - Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens", Klagenfurt/Celovec

"Wieser Enzyklopädie - Sprachen des europäischen Westens, Bde. I, II", Klagenfurt/Celovec

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