von Lucas Cejpek und Annette Schönmüller
Einsingzimmer
Es ist erstaunlich schwer, einen wirklich passenden Raum für das Einsingen zu finden Eine ausgesprochen spezifische Sicht auf die Welt der Sängerinnen und Sänger liefern der Schriftsteller Lucas Cejpek und die Mezzosopranistin Annette Schönmüller.
8. April 2017, 21:58
Zwischen Garderobe und Aufführungsraum
Eine namenlose Sängerin reflektiert darüber, was das ideale Einsingzimmer wäre. Sie erzählt davon, wie die Stimmung vor dem Auftritt ist. Sehr umfangreich und genau beschreibt die Sängerin dabei, wie erstaunlich schwer es eigentlich ist, einen wirklich passenden Raum für das Einsingen zu finden, sind doch manche Räume zu trocken, manche zu feucht, andere wieder zu hallig. Und sie streift dabei auch die Übungen, die bei den Vorbereitungen zu absolvieren sind. - Eigentlich ist es erstaunlich, wie viele Facetten es bei der Findung bzw. Erfindung eines idealen Einsingzimmers zu beleuchten gibt. - Aber bekanntlich haben ja auch Schuster einen komplett anderen Blick auf Schuhe als Nicht-Schuster. Und Schneider betrachten Kleider anders als deren Träger, Zeitungsmacher studieren Zeitungen anders als deren Leser. Das gesellschaftliche Sein, sagte dereinst Karl Marx, bestimmt das Bewusstsein, es steuert die Wahrnehmung und leitet den Blick.
Tatsächliche und erfundene Räume
Der Wiener Schriftsteller und Regisseur Lucas Cejpek und die in München geborene Mezzosopranistin und Musikerin Annette Schönmüller liefern in ihrem Text "Einsingzimmer" eine ausgesprochen spezifische Sicht auf diese Welt und das Rundherum. Dargestellt wird die namenlose Sängerin von der Burgschauspielerin Petra Morzé. Sie erzählt sehr ambitioniert von den Mühen, überall und jederzeit geeignete "Einsingzimmer" zu finden. Denn ähnlich wie Sportler, die sich vor dem Wettkampf aufwärmen, singen sich Sängerinnen und Sänger vor ihren Auftritten eben "ein". Weil es aber eben nicht überall geeignete Einsingzimmer gibt, erzählt die Sängerin, muss man eben auch solche Räume erfinden. Und so führt sie die Hörerinnen und Hörer in einer nicht unkuriosen akustischen, aber nichts desto trotz sprachlich sehr anspruchsvollen Reise durch all jene Orte, die sie vor ihren Auftritten benützt, um sich für ihren Auftritt aufzuwärmen: Durchgänge, Aufzüge, Keller, Toiletten und Wendeltreppen, sogar eine Sakristei entgeht ihrer Kunst nicht.
Autor und Autorin
Geboren wurde der Schriftsteller Lucas Cejpek 1956 in Wien, aufgewachsen ist er in Graz. Dort absolvierte er sein Studium der Germanistik und Anglistik, wo er 1982 zum Dr. phil. promovierte. Seit 1981 ist Cejpek als Theaterregisseur tätig, zwischen 1983-90 war er freier Mitarbeiter des ORF Steiermark und seit 1990 arbeitet er als freiberuflicher Schriftsteller. Er erhielt unter anderem den Literaturförderungspreis des Forum Stadtpark Graz sowie den Förderungspreis der Stadt Wien für Literatur. Lucas Cejpek lebt und arbeitet in Wien.
Annette Schönmüller, geboren in München, absolvierte vor ihrem Gesangsstudium bei Colleen Rae Holmes an der Wiener Musikuniversität das Studium "Konzertfach Orgel-, sowie Instrumentalpädagogik / Dirigieren". Nach szenischen Meisterkursen bei der "Internationalen Opernwerkstatt Schloß Laubach" sowie bei KS Gottfried Hornik in Wien, war Annette Schönmüller in der Saison 2002/03 Ensemblemitglied des Opernstudios in Nürnberg.
Sie ist Stipendiatin des Internationalen Richard-Wagner-Verbandes (2000) und verfügt über eine zehnjährige klassische Ballettausbildung. 2007 initiierte sie ihren "Ideenmotor" "zellspur", dessen erstes Projekt mit dem "ensemble adhoc" die Monooper "Das Medium" von Peter Maxwell Davies in Wien Premiere hatte. Derzeit arbeitet Schönmüller an einer musikalischen und textlichen Neudeutung von Francis Poulencs "La voix humaine" für zwei Schlagwerker und Sopran.
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