von Elfriede Jelinek

Über Tiere

Eine musikalische Durchquerung nennt Ruedi Häusermann den Weg durch Jelineks - und lässt keinen Zweifel daran, wer die Täter und wer die Opfer sind. Durch den Text jagt, gehetzt, verwundet und atemlos, die Schweizer Schauspielerin Sylvie Rohrer.

... die reine Freude ...

Wenn Elfriede Jelinek, die Literaturnobelpreisträgerin, über das Verhältnis von Mann und Frau spricht, kommt sie im Regelfall ohne Umschweife zur Sache. Sie spricht von "Gier", von "Lust", von "Lockvögeln" und von "Liebhaberinnen". In ihrem 2007 im Kasino des Wiener Burgtheaters uraufgeführten Stück "Über Tiere" lässt sie keinen Zweifel daran, wer die Täter und wer die Opfer sind.

Elfriede Jelinek verwendet darin unter anderem polizeilich aufgezeichnete Verkaufsgespräche einer noblen Wiener Escort-Agentur, die junge, zum Teil noch minderjährige Mädchen aus Osteuropa an betuchte Kunden vermittelt. Der Fall geriet 2005 zum Skandal, weil sich auch Parlamentsangehörige und Staranwälte unter der Klientel befanden.

Der Schweizer Theatermann, Musiker und Klangkünstler Ruedi Häusermann hat Jelineks "monströsem Text" (Kurier) eine eigene, zart verwehte Klangwelt entgegengesetzt. Zwölf klagende Klaviere umkreisen den Text, Metronome ticken, die zwölf Pianisten singen, summen und erzeugen einen Sehnsuchtsraum, der Jelineks Text gleichzeitig widerspricht und umfängt. Eine "musikalische Durchquerung" nennt Ruedi Häusermann seine Inszenierung.

Gemeinsam mit dem Wiener Burgtheater hat Ö1 eine 90-minütige Radioversion dieses wundersamen Theaterabends hergestellt. Durch den Text jagt, gehetzt, verwundet und atemlos, die Schweizer Schauspielerin Sylvie Rohrer. Sie wurde - unter anderem dafür - 2007 als beste Schauspielerin mit einem "Nestroy" ausgezeichnet.

Zur Autorin

Die 1946 in Mürzzuschlag/Steiermark geborene Elfriede Jelinek, begann noch während der Schulzeit begann 1960 am Wiener Konservatorium Orgel, Blockflöte und später auch Komposition zu studieren. Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien ab 1964. Nach 1969 engagierte sich Elfriede Jelinek in der Studentenbewegung und in den Literaturdiskussionen um die Zeitschrift "manuskripte".

Hörspiele, Theatertexte, Prosa, Drehbücher und Übersetzungen. Jelinek setzt in gesellschaftskritischer Absicht die klischeehafte Sprache von Comics, Medien, Werbung und Ähnliches ein und verfremdet diese bis ins Groteske. Besondere Bedeutung kommt in ihren Werken den Themen weibliche Sexualität und Geschlechterkampf zu ("Die Klavierspielerin", 1983; "Lust", 1989). Zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Georg-Büchner-Preis 1998, Hörspielpreis der Kriegsblinden 2004 und der Nobelpreis für Literatur (2004). Elfriede Jelinek lebt in München und Wien.

Mehr dazu in oe1.ORF.at

Hör-Tipps
Hörspiel-Studio, jeden Dienstag, 21:00 Uhr

Die Hörspiel-Galerie, jeden Samstag, 14:00 Uhr

CD-Tipp
Elfriede Jelinek, "Über Tiere", erhältlich im Ö1 Shop

Links
Elfriede Jelinek
Elfriede Jelinek-Forschungszentrum