Hommage an Hans Haselböck zum 80er

Ein Vierteljahrhundert war er als Konsulent für den ORF im Bereich der Übertragungen katholischer Gottesdienste tätig, schrieb mehrere Hörfunkreihen und spielte als Organist zahlreiche Aufnahmen ein. Ein Konzert zu Ehren von Hans Haselböck.

Die berühmte Orgel in der "Grote Kerk St. Bavo" in der holländischen Stadt Haarlem, 1738 erbaut, brachte Hans Haselböcks Leben auf die "richtige Spur". Seit 1951 gibt es dort einen vielbeachteten Improvisationswettbewerb. Heuer im Juli findet er zum 47. Mal statt. Und stolz wird auf der Website verkündet: "Haarlem" zu gewinnen sei seit jeher und immer noch die erste Stufe einer internationalen Karriere. Hans Haselböck hat dreimal hintereinander "Haarlem" gewonnen: 1958, 1959 und 1960. Beim dritten Mal ging die Trophäe, der "Prix de challenge", in seinen Besitz über. Nicht sehr viele Kollegen haben das geschafft!

Trotzdem: mit der "internationalen Karriere" ging es nicht so schnell, obwohl sehr bald Konzerteinladungen aus verschiedenen Ländern eintrafen. Denn Hans Haselböck, promovierter Philologe, hatte einen "Brotberuf", vom Orgelspiel konnte man auch damals nicht leben. Er unterrichtete Latein und Deutsch an einem Wiener Gymnasium, und der zuständige Schulleiter zeigte sich von den Konzertangeboten unbeeindruckt: eine Freistellung? Nein! Ja sei denn sein Lehrer ein Professor oder ein Musikant...?

1961 wurde schließlich alles leichter. Der bravouröse "Haarlem- Hattrick" zeigte Wirkung auch im eigenen Land. Hans Haselböck erhielt einen Lehrauftrag für Orgel und Improvisation an der Abteilung Kirchenmusik der Wiener Musikakademie. In den folgenden Jahren sollte der junge Dozent mit viel Sachkenntnis, Elan und Phantasie die Entwicklung dieses Instituts in besonderer und entscheidender Weise mitbestimmen. 1973 wurde er ordentlicher Professor.

Sehr schnell wurde Hans Haselböck auch zu einem führenden künstlerischen Berater in Orgelbaufragen in ganz Österreich: Die Orgel im Großen Sendesaal des RadioKulturhauses, erbaut vor 25 Jahren, ist in ihrer klanglichen Gestalt ein Dokument des weiten Horizonts und der analytischen und differenzierenden Fähigkeiten Haselböcks.

Als Kind hatte sich Hans Haselböck ein Instrument dieses Umfangs wohl kaum vorstellen können. "Seine erste Orgel" war das kleine Barockinstrument in der Klosterkirche Maria Langegg im niederösterreichischen Dunkelsteinerwald. Im Pedal hatte Hans genau zwölf Töne zur Verfügung, und auch in den Manualen waren die Möglichkeiten begrenzt. Doch die Gabe des "absoluten Gehörs", also die Fähigkeit, auf Anhieb die genauen Tonhöhen eines Klanges zu erkennen, ermöglichte ihm, sich die weiten Räume der Musik hörend zu erschließen.

Als man ihn später als Student mit der strengen, linearen Polyphonie eines Johann Nepomuk David zu "erziehen" versuchte oder mit der Klangsprache eines Paul Hindemith, eines Hugo Distler oder Ernst Pepping vertraut machte, konnte er jeder "Eingleisigkeit" leicht entrinnen: Er hörte Radio, er hörte die Musik der großen Unterhaltungsorchester, Musik aus Filmen und verschiedene Stile des Jazz. Und sein scharfes Gehör machte sich die Prinzipien, Gesetze und Spielregeln dieser Harmonien und Rhythmen rasch zu eigen. Somit verfügte er über "Alternativen" jeglicher Art.

Dies kam dem Komponisten Hans Haselböck zugute, und natürlich auch schon dem jungen Organisten, der damals in Haarlem die Juroren zum Staunen brachte. Die musikalische Vielfalt, die er ausbreitete, hatte nichts Akademisches. Und das ist heute nicht anders: Zwar liebt er Fugen, Partiten, Passacaglien etc. - wie sollte er auch nicht? Aber das ist nur ein Teil seiner musikalischen Welt. Spielend und hörend kennt er eigentlich keine Grenzen.

Beim Festkonzert zu Ehren des Jubilars im RadioKulturhaus sind Kompositionen von Jehan Alain und Hans Haselböck zu hören. Ausführende sind die Organisten Alfred Halbartschlager, Martin Haselböck, Hans Haselböck und Robert Kovacs sowie der Chor der Studienrichtung Kirchenmusik unter der Leitung von Erwin Ortner. Durch den Abend führt Johannes Leopold Mayer.


Text: Alfred Solder

Hommage an den Konzertorganisten Hans Haselböck zum 80er
Donnerstag, 19. Juni 2008
19:30 Uhr
Großer Sendesaal

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