Im Zeit-Raum: Welche Bildung hat Zukunft?
Wie kommt Kindern die Lust am Lernen und Firmenbelegschaften die Lust an Innovationen abhanden? Der Göttinger Neurobiologe Gerald Hüther sprach mit Johannes Kaup über die Voraussetzungen für eine neue Bildungskultur.
21. August 2018, 21:46
Die Hirnforschung hat in den letzten 10 Jahren viele Erkenntnisse darüber gewonnen, wie das Lernen funktioniert, unter welchen Voraussetzungen Bildungsprozesse gelingen können und unter welchen sie scheitern. Die Grunderkenntnis der modernen Neurobiologie heißt: Alle Kinder kommen mit einer unglaublichen Lust am eigenen Entdecken und Gestalten zur Welt. Nie wieder ist ein Mensch so neugierig, so entdeckerfreudig und so gestaltungsbereit, wie am Anfang seines Lebens.
Intrinsische Motivation
Begeisterungsfähigkeit, Lernlust und Offenheit sind der eigentliche Schatz der frühen Kindheit. Dieser Schatz muss gehegt werden. Denn er geht schnell verloren und es folgen Gleichgültigkeit und Orientierungslosigkeit. Es geht weniger darum, mit Hilfe von Förderprogrammen Kindern immer schneller immer mehr Wissen beizubringen. Kinder und Jugendliche brauchen eine intrinsische Motivation um - aus eigenem Antrieb heraus - zu lernen und die Probleme der Welt zu bewältigen.
Motivation in Unternehmen
Die neue Bildungskultur ist auch die Basis für eine neue Führungskultur in Unternehmen. Denn in schlecht geführten Abteilungen und Unternehmen zeigen sich spiegelbildlich dieselben Probleme, die schon in der Schule festzustellen sind. Wo stures Leistungs- und Konkurrenzdenken, Beziehungslosigkeit und Ellbogenmentalität regieren, fehlt es an positiver Identifikation und Eigenmotivation. Dies wiederum hemmt die Bereitschaft, Herausragendes zu leisten und verschüttet das wichtige Potential der Kreativität.
Gerald Hüther
Der Neurobiologe Gerald Hüther leitet die Zentralstelle für Neurobiologische Präventionsforschung an der Psychiatrischen Universitätsklinik Göttingen. Er ist Mitbegründer von winfuture.de (Netzwerk Erziehung und Sozialisation) und Mitorganisator der "Göttinger Kinderkongresse". Mit seinen leicht lesbaren Sachbüchern hat er sich bereits einem großen Publikum im deutschen Sprachraum bekannt gemacht: "Bedienungsanleitung für ein Gehirn", "Die Macht der inneren Bilder", "Biologie der Angst", "Kinder gezielt fördern", "Embodiment", "Das Geheimnis der ersten neun Monate" und die "Evolution der Liebe" zählen zu den bekanntesten Werken des Göttinger Hirnforschers.
Text: Johannes Kaup
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Wiener Zeitung und UPC.
Im Zeit-Raum: Welche Bildung hat Zukunft?
Dienstag, 11. März 2008
18:30 Uhr
Großer Sendesaal
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