Heinrich, der Seefahrer

Land der Seefahrer

Portugal hat - durch die geografische Lage begünstigt und durch einen visionären Königssohn gefördert - die meisten der Seefahrer hervorgebracht, die im 15. und 16. Jahrhundert große Teile der damals noch unbekannten Welt entdeckten.

Der 1397 geborene Infante Henrique oder Prinz Heinrich ist gewissermaßen der Ahnherr der portugiesischen Seefahrer, denn unter seiner auch finanziell tatkräftigen Förderung erfolgte die Initialzündung für die Entdeckungsreisen. Daher erhielt er den Beinamen "der Seefahrer", obwohl er selbst an keiner einzigen Entdeckungsreise teilnahm.

Doch er war es, der am Anfang des "Zeitalters der Entdeckungen" stand, und daher steht er ganz vorne am "Bug" eines monumentalen, schiffsähnlich gestalteten Denkmals, das 1960 zu seinem 500. Todestag im Lissaboner Stadtteil Belem errichtet wurde. Es befindet sich am Ufer des Flusses Tejo kurz vor seiner Mündung in den Atlantik, genau an der Stelle, wo sich vor einem halben Jahrtausend die Seefahrer zu ihren Entdeckungsreisen einschifften.

Seefahrt in Stein gehauen

König Manuel I., unter dem die portugiesischen Entdeckungsreisen einen weiteren Aufschwung nahmen, ließ sogar einen eigenen Baustil kreieren. Als "manuelinischer Stil" ist er in die Kunstgeschichte eingegangen. Es handelt sich um eine höchst eigene Art der Spätgotik, die sich durch eine besondere Üppigkeit auszeichnet.

Thematisch ist sie unmittelbar mit den Seefahrern und ihren epochalen Reisen verbunden, verkörpert geradezu das Zeitalter der Entdeckungen, sind doch kunstvoll verknotete Schiffstaue und viele andere maritime Elemente, sowie exotische Pflanzen, die die Entdecker aus fernen Ländern mitbrachten, wesentliche Gestaltungselemente. Auch fantastische Meeresungeheuer, von denen die Seefahrer berichteten, wurden von den Steinmetzen dargestellt, aber ebenso Heiligenfiguren und andere christliche Gestaltungselemente.

Von "Hinter den Bergen" in die weite Welt

Der Mann, der dann die erste Umsegelung der gesamten Welt wagte, wurde in der Kleinstadt Sabrosa in einer Provinz mit dem Namen "Hinter den Bergen" geboren.

Das heute noch verschlafene Sabrosa liegt unweit des Dourotales mit seinen berühmten Weinterrassen.

In Sabrosa verbrachte Fernão de Magalhaes aber nur die ersten zehn Lebensjahre, daher zeigt ihn das Denkmal, das ihm vor ein paar Jahren hier errichtet wurde, noch als Kind, aber seinen Traum von der Seefahrt dadurch, dass er ein Schiffchen in ein Wasserbecken setzt.

Mit zehn Jahren kam Magalhaes als Page an den portugiesischen Königshof. Besser bekannt ist er aber unter seinem spanischen Namen Fernando Magellan, denn seine Weltumsegelung hatte er, nachdem er beim portugiesischen König in Ungnade gefallen war, in spanischen Diensten unternommen.

Entdecker und Namensgeber
Im tiefen Süden Südamerikas fand Magalhaes eine Wasserstraße, die die Durchfahrt in einen bisher unbekannten und noch nie befahrenen Ozean ermöglichte. Magalhaes gab ihm, weil bei der Durchquerung nur mäßige Winde geweht hatten, den Namen "Der Stille Ozean". Diese Durchquerung hatte drei Monate und 20 Tage gedauert und mindestens 19 Seeleuten durch Hunger und Skorbut das Leben gekostet.

Mörderischer "Stiller Ozean"
Die Verhältnisse bei der Fahrt durch den "Stillen Ozean" waren katastrophal. Antonio Pigafetta, Chronist der Reise und einer von nur 18 Männern, die 1522 auf dem einzig verbliebenen Schiff nach Spanien zurückkamen (beim Beginn 1519 waren es 256 Mann auf fünf Schiffen gewesen), schrieb später: "Ich bin überzeugt, dass eine solche Fahrt nie wieder unternommen werden wird".

"Totenschmaus" nicht ausgeschlossen
Pigafetta hat die unsäglichen Strapazen bei der Fahrt durch den "Stillen Ozean" eindringlich geschildert: Der Zwieback war nur noch Staub und mit dem Unrat von Würmern und Mäusen vermischt. Vor Hunger wurde das Leder gegessen, mit dem die große Rahe zum Schutz der Taue umwunden war, nachdem man es vier bis fünf Tage im Meerwasser eingeweicht hatte. Auch Mäuse wurden verspeist. Und wenn wieder ein Seemann zugrunde gegangen war, ließ Magalhaes seinen Leichnam rasch im Meer versenken, damit er von den Überlebenden nicht verzehrt werden konnte.

Tod auf den Philippinen

Magalhaes selbst fand 1521 auf den Philippinen einen gewaltsamen Tod. Dieser Tod ist so, wie ihn der Augenzeuge Pigafetta geschildert hat, an der Außenmauer von Magalhaes' Geburtshaus auf einem Wandbild dargestellt. Der Generalkapitän zieht sich mit seinen Männern vor angreifenden Einheimischen zu den Booten zurück. Schon im Wasser stehend, will er noch seinen Degen ziehen, doch es ist zu spät.

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