Reise durch Spaniens Burgenland

O Land, traurig und stolz

"O Land, traurig und stolz, Land der Hochflächen und der Einöden voller Steine", dichtete Antonio Machado (1875 - 1939) über Kastilien, das Herzstück Spaniens. Gar nicht öde geht es aber in Salamanca und all den anderen Städten zu.

Weiche Schale, rauer Kern. So ist Spanien. Während an der Küste sonnen- und vergnügungshungrige Touristen dem mediterranen Lebensstil frönen, ist das Herz des Landes noch immer so zäh und ernst, wie es immer war.

Schon der Name Kastilien verströmt keine Heiterkeit. Im Wort "Castilla" steckt die spanische Bezeichnung für Burgen oder Wehranlagen, die einst die Landschaft prägten. Auch heute sind noch viele von ihnen (bisweilen nur noch als zerbröckeltes Stückwerk) auf jenen Erhebungen zu sehen, die aus den weiten Hochebenen aufragen. Sie sind Relikte aus jenen Zeiten, als sich Christen und Mauren oder die verschiedene Königreiche der Iberischen Halbinsel blutige Scharmützel lieferten.

Früher dichte Wälder

Die Magie dieser Landschaft liegt indes in ihrer Kargheit. "O Land, traurig und stolz, Land der Hochflächen und der Einöden voller Steine", dichtete Antonio Machado (1875-1939), und trotz aller Veränderungen trifft das auch heute noch zu. Über Jahrhunderte wurden die natürlichen Ressourcen der Region ausgebeutet, bis kaum noch welche da waren.

Einst standen hier dichte Wälder, doch begannen schon die Römer mit der Abholzung. Zurück blieben karstige Böden, die den Menschen bei gleißender Sommersonne und bitterem Winterfrost das Leben nicht leicht machten. Oft breiten sich Eichenhaine aus, wo behäbige schwarze Stiere - die später als "Toros Bravos" in den Arenen für Furore sorgen sollen - grasen oder etwas quirligere Schweine Eicheln verzehren. Sie sorgen für den besonderen Geschmack des Pata-Negra-Schinkens.

Hochburg der Sprachen

"El Campo Charro" bei Salamanca ist so ein Ort, gleichsam die Antithese zur lebendigen Universitätsstadt. 40.000 Studenten aus aller Welt verleihen ihr internationales Flair. Sie kommen auch, weil Kastilien als Wiege des "Castellano", also der spanischen Sprache, gilt. In Salamanca wird jenes Spanisch gesprochen, das der Norm der Hochsprache am nächsten kommt. Auch die Prüfungen für das vom staatlichen Kulturinstitut Instituto Cervantes weltweit angebotene Sprachdiplom DELE (Diploma de ensenanza de Espanol como Lengua Extranjera) werden von der Universität Salamanca korrigiert.

Die Geschichte der Universität geht bis 1218 zurück. Daher werden auch Traditionen gepflegt. Oft spielen "Tunas" genannte Studenten-Musikgruppen auf der Plaza Mayor alte Weisen. Für die Gegenwart ist aber auch genug Platz, Salamancas Tapas-Bars und das Nachtleben sind legendär.

Einstige Hauptstadt Toledo

Kastilien wird heute von den autonomen Regionen Castilla-La Mancha, Castilla-León und der Hauptstadt Madrid gebildet. Insgesamt ergibt das eine Fläche von über 180.000 Quadratkilometern. Das ist mehr als die doppelte Größe von Österreich. Hier leben rund 10,5 Millionen Menschen, wobei allein sechs davon auf den Großraum Madrid und die gleichnamige Provinz entfallen.

Im Süden Madrids war die ehemalige Hauptstadt Toledo lange das Symbol für Toleranz, weil Araber, Juden und Christen zumindest nebeneinander lebten. Es gab aber auch düstere Zeiten wie die Inquisition und den Spanischen Bürgerkrieg. Meist pulsierte jedoch das kulturelle und intellektuelle Leben. Der auf Kreta geborene Maler Domínikos Theotokopoulos hinterließ als El Greco ab 1577 seine malerischen Spuren.

Rund 350 Jahre späterer gingen Geistesgrößen wie der Philosoph José Ortega y Gasset oder der Dichter Federico García Lorca im "Cigarral de Menores" ein und aus, dem Landsitz des Arztes Gregorio Maranón y Posadillo. Das private Anwesen kann heute auf Anfrage besucht werden. Ein Geheimtipp, denn von dort gibt es die wohl privilegierteste Sicht auf das monumentale Häusermeer am Tajo.

Übersicht

  • Reisen