Rosenfest im bulgarischen Rosova Dolina

Ein Ort für feine Nasen

Das bulgarische Rosenöl ist weltbekannt. Bereits im 19. Jahrhundert war Bulgarien, damals noch Teil des Osmanischen Reichs, berühmt für sein wohlriechendes Destillat, das bald seinen Siegeszug um die ganze Welt antreten sollte.

Ein rosafarbenes Blütenmeer und was für ein Duft! Jean-Baptiste Grenouille aus dem Roman "Das Parfum" von Patrick Süskind hätte frohlockt, wäre auch er zugegen gewesen beim alljährlichen Rosenfest im bulgarischen Rosental (Rosova Dolina). Ende Mai, Anfang Juni huldigen die Talbewohner der bulgarischen Ölrose, genauer gesagt der Rosa damascena der Sorte Trigintipetala. Denn diese Blume hat für Wohlstand im Tal gesorgt.

Stimulierende Verhältnisse

Die Rosa damascena ist keine langstielige Edelschnittblume, sondern eine Nutzpflanze, die mehr Duftmoleküle enthält, als alle übrigen Rosengattungen der Welt. Deshalb ist diese Sorte ideal wie keine zweite zur Rosenölproduktion geeignet. Und gerade hier, im Tal der Rosen im Herzen Bulgariens - zwischen dem Balkangebirge und Sredna Gora gelegen - findet die Rose klimatische Verhältnisse vor, die ihr Wachstum und vor allem ihre Duftmoleküle außerordentlich stimulieren.

Der Legende nach soll die persische Prinzessin Nour Djiham das Rosenöl entdeckt haben. Für ihre Hochzeit wurden die Kanäle des königlichen Palastgartens mit Rosenwasser gefüllt, auf dessen Oberfläche Rosenblütenblätter in großer Menge schwammen. Während die Prinzessin auf ihrem Boot durch die Kanäle gerudert wurde, ließ sie ihre zarten Hände durch das mit Rosen bedeckte Wasser gleiten. Plötzlich bemerkte sie eine honigähnliche Substanz auf dem Wasser und ebenso an ihren Fingern. Auf ihren Rat wurde die Substanz abgeschöpft und in Fläschchen abfüllt - die Geburtsstunde des heute so begehrten Rosenöls. Soweit die Legende.

In Bulgarien wurde vor etwa 350 Jahren zum ersten Mal Rosenöl produziert, zu einer Zeit, als das Land noch unter osmanischer Herrschaft stand. Doch erst Ende des 18. Jahrhunderts - als die Bedeutung des persischen Rosenöls merklich nachließ - setzte ein erheblicher Aufschwung der Rosenölproduktion in Bulgarien ein. Auch die steigende Nachfrage der europäischen Parfumindustrie trug das Ihre dazu bei, dass das qualitativ hochwertige bulgarische Rosenöl immer mehr gefragt war.

Das Fest der Karakatschani

Nicht nur der Rose wird an diesem Wochenende gehuldigt. Auch die sogenannten Karakatschani feiern – eine griechisch-orthodoxe, griechisch sprechende Minderheit; sie treffen einander auf einer kleinen Anhöhe außerhalb von Karlovo und gedenken in einem gemeinsamen Gottesdienst der Verkehrstoten der vergangenen 15 Jahre, unter denen besonders viele Angehörige ihrer Minderheit zu finden sind.

Doch nicht nur deswegen sind sie gekommen, sondern auch, um ihre kulturelle Identität zu stärken und die traditionellen Bräuche der Karakatschani wiederzubeleben. Dazu gehört unter anderem das Anlegen der traditionellen, bunt gewebten Tracht von den jungen Mädchen, aber auch das Grillen von Hammelfleisch über offenem Feuer, dessen Duft schon von weitem in die Nasen zieht.

Heute leben etwa noch 2.000 Karakatschani in den Gemeinden Karlovo und Sopot, andere auch in Karnobat und Sliven. Sie haben sich im Lauf der Jahre weitgehend mit den Bulgaren assimiliert und sprechen nur mehr vereinzelt ihren typisch griechischen Dialekt.

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