Chancenreichster Gegenkandidat verhaftet

Parlamentswahlen in Sri Lanka

In Sri Lanka, dem früheren Ceylon finden morgen Parlamentswahlen statt. Um die 225 Mandate bewerben sich 7.620 Kandidaten. Die sogenannte Freiheitsallianz des Volkes von Präsident Mahinda Raksapakse will die absolute Mehrheit erreichen. Dafür schreckt der Präsident vor keinen Mitteln zurück. Der einzige ernsthafte Gegenkandidat wurde verhaftet.

Mittagsjournal, 07.04.2010

Tamilische Befreiungstiger spielen keine Rolle mehr

Der Wahlkampf an sich verläuft relativ ruhig, aber unter der Oberfläche brodelt es, obwohl der Bürgerkrieg nun schon seit fast einem Jahr Geschichte ist. Die tamilischen Befreiungstiger sind auch längst nicht mehr das Problem des Staates, es ist offensichtlich das Staatsoberhaupt selbst.

Präsident will absolute Macht

Mahinda Rajapakse geht es um die Macht, die er für sich und seine Familie festigen und ausbauen will. Seine sogenannte Freiheitsallianz des Volkes ist also gefordert ihm eine Zwei-Drittelmehrheit zum Geschenk zu machen, denn damit kann Rajapakse die Verfassung beliebig ändern lassen.

Opposition spricht von faschistischer Regierung

Ein Oppositionsssprecher: "Für uns ist es bewiesen: Diese Regierung ist nicht nur diktatorisch, sondern auch faschistisch."
Dabei hat sich Rajapakse im Jänner nach seiner Wiederwahl als gütiger Landesvater für alles Sri Lankesen präsentiert. Aber schon nach wenigen Tagen geht er daran, den Weg für die Parlamentswahlen zu ebnen.

Gegenkandidat General Fonseka festgenommen

Als erstes lässt er seinen Gegenkandidaten Sarath Fonseka festnehmen, der ehemalige Armeechef wird von Militärpolizisten abgeführt mitten in der Nacht. "Sie haben ihn behandelt wie eine Tier.", berichtet Fonsekas Frau.
Der 59-jährige General wird vor ein Militärgericht gestellt, man wirft ihm vor, eine Verschwörung gegen Rajapakse angezettelt zu haben. Der frühere Oberste Richter Sarath Silva bezeichnet Festnahme und Haft als rechtswidrig.

Protestierende, Mönche eingesperrt

Auf den Straßen Colombos kommt es zu Protesten. Tausende Demonstranten fordern die sofortige Freilassung Fonsekas. Der General tritt in den Hungerstreik, buddhistischen Mönche setzen sich für ihn ein und landen prompt im Gefängnis. Von Zeit zu Zeit tagt das Militärgericht in seinem Fall, Verhandlungen werden immer wieder verschoben. Allmählich wird klar, was Rajapakse plant: Fonseka darf keinesfalls als Kandidat der Opposition bei den Parlamentswahlen antreten.

Fonseka will Oppositionsparteien einen

Denn dieser Mann ist ihm bei der Präsidentenwahl gefährlich nahe gekommen. Er hat - was niemand erwartet hat - starken Zulauf gefunden, dem politischen Neuling ist es sogar gelungen, die verschiedenen Oppositionsparteien zu einen. Bei den jetzigen Parlamentswahlen hätte er als einer der Spitzenkandidaten der Opposition ins Rennen gehen sollen.

Ausnahmezustand ausgerufen

Aber nicht nur der ehemalige Armeechef bekommt die volle Macht des Staates zu spüren: Journalisten werden verhaftet, Nichtregierungsorganisationen unter Druck gesetzt, und es gilt nach immer der Ausnahmezustand, ein Relikt aus Bürgerkriegszeiten.