Gemälde erzielte sieben Millionen Euro

Weltrekordpreis für Gemälde in Österreich

Bei der Alte-Meister-Auktion im Dorotheum erzielte ein Großformat von Frans Francken II. am Donnerstag einen Millionenpreis: Das Gemälde, das auf 400.000 bis 500.000 Euro geschätzt war, wurde um 7.022.300 Euro zugeschlagen. Das ist das teuerste jemals in Österreich versteigerte Gemälde.

Mittagsjournal, 22.04.2010

Nikolaus Schauerhuber über die aktuelle Lage am Kunstmarkt

Im Wiener Dorotheum gab es am Mittwoch, 21. April 2010 bei der mit Spannung erwarteten Altmeister-Auktion die große Sensation. Das opulente Himmels- und Höllenszenarium "Der Mensch, der sich zwischen Tugenden und Lastern entscheiden muss", ein Gemälde des flämischen Meisters Frans Francken II. (1581-1642), feierte einen triumphalen Erfolg.

Das lange verschollene Hauptwerk des Künstlers - eingebracht von einem Berliner Privatsammler - wurde in einem dramatischen Bietergefecht auf einen Rekordpreis in gleich mehreren Kategorien angesteigert: über sieben Millionen Euro.

Kultur aktuell, 22.04.2010

Schätzwert weit übertroffen

6,1 Millionen Euro Hammerpreis, das macht mit Zuschlägen 7,02 Millionen Euro - mehr als das Zehnfache des Schätzwertes. Es ist damit ersten das teuerste je in Österreich versteigerte Kunstwerk - bislang hielt mit 3,4 Millionen das Egon-Schiele-Mädchen, das vor Jahren der Sammler Rudolf Leopold bei den Wiener Kunstauktionen kaufte, diesen Rekord. Nun geht das Gelbe Trikot in der Kategorie "Höchstpreis" an das Dorotheum.

Zweitens ein extrem hoher Rekord für ein Werk von Frans Francken, der bisher nur einmal knapp die Millionengrenze übertraf. Doch aufgrund der schon über Jahrzehnte sehr erfolgreichen Altmeisterauktionen des Dorotheums gilt ja Wien schon lange als weltweit zweitstärkster Umschlagplatz in dieser Sparte. Und zwar nach London mit seinen Auktionsriesen Sotheby's und Christies. Und nach London ging denn nun auch das Bild - an einen Telefonbieter, der seine Identität gerne preisgab. Johnny van Haeften ist einer der wichtigsten Altmeisterhändler der Welt.

Dazu der Dorotheumsdirektor Martin Böhm: "Normalerweise sagen wir das natürlich nicht. Ich hab im Anschluss gefragt, ob wir sagen dürfen, in welches Land es gegangen ist und er hat gesagt: 'Sie können meinen Namen nennen'. Denn er wird das auch öffentlich machen. Wir wissen nicht, ob er es für einen Kunden für sich oder für ein Museum gekauft hat."

Dynamische Auktion

Der hartnäckige Gegenbieter, ebenfalls am Telefon, kam offenbar aus dem Deutschsprachigen Raum, womit wiederum nur wenige in Frage kommen. Doch auch abgesehen von diesem Highlight zeigte sich die Auktion von einer enorm dynamischen Seite. Zahlreiche Werke vor allem italienischer Meister wurden auf ein vielfaches ihres Schätzwertes angesteigert.

Als Beispiele genannt seien etwa ein Rubens der mit 237.000 Euro den fünffachen Schätzwert erzielte, ein großes Gemälde von Lavinia Fontana und ein Cagnacci mit jeweils über 300.000 Euro und ein sensationeller Guercino, der gar die Millionen-Schallmauer durchbrach. Alexander Strasoldo, Altmeisterexperte im Dorotheum, strahlte nach der Auktion: "Wir haben schon Auktionen gehabt, wo wir froh sein mussten, wenn das Limit der Bilder erreicht wurde. Hier wird laufend gesteigert. Das beweist, dass das Interesse an den Alten Meistern größer ist denn je, dass die Leute gezielt wieder in Alte Kunst investieren - was lange Jahre nicht der Fall war."

Starker Kunstmarkt

Aber auch vorgestern lief im Dorotheum bereits in der Sparte 19. Jahrhundert die beste Auktion der Unternehmensgeschichte. "Sogar noch besser als das, wo das Amerling-Millionenbild drin war", freut sich Martin Böhm. "Das ist für uns eine ganz besondere Freude. Und wir hatten sehr gute Qualität, sehr viele Bilder, aber keine Sensationsbilder. Und trotzdem war es eine Rekordauktion. Das zeigt, wie stark der Kunstmarkt ist und dass einfach sehr gute Preise für gute Qualität bezahlt werden."

Eine Erfolgswelle wie diese dürfte die Marktführerschaft des Dorotheums in Kontinentaleuropa weiter stärken und vor allem in Zeiten der schwerer werdenden Akquise einiges an Sogwirkung mit sich bringen. Denn verkaufen lässt sich Spitzenkunst nach wie vor relativ leicht. Werke wie jenen Francken ins Haus zu bekommen ist da wohl die schwierigere Aufgabe. Die Käufer sind jedenfalls da - von der Krise offenbar gar nicht verunsichert.