Musiker, Komponist, Filmemacher und Schauspieler
Der finnische Allrounder M. A. Numminen
M. A. Numminen gilt seit den 1960er Jahren als das Enfant terrible der finnischen Kultur und er bleibt seinem Ruf treu, das Publikum immer wieder zu überraschen. Jetzt kommt er nach Salzburg, diesmal mit seiner neuen "Heidegger-Suite".
8. April 2017, 21:58
Die Heidegger-Suite
M. A. Numminens Hommage an den Philosophen
Der 1940 geborene Numminen fühlte sich schon früh zum Jazz hingezogen und so brachte er sich selbst verschiedene Musikinstrumente bei. Ab 1960 studierte er Soziologie und Philosophie und lernte dafür die deutsche Sprache. Musik und Philosophie - was lag da näher, als die beiden zu verbinden: So vertonte er 1966 den Philosophen Wittgenstein.
"Der beste Finntango ist traurig"
Einige seiner Lieder waren in Finnland lange Zeit verboten, wie Numminen genüßlich erzählt: "Ich habe Underground-Lieder und Texte-Performances gemacht, und das war von der Seite des Systems sehr gefährlich. (...) Unsere Rocksongs waren alle verboten im Finnischen Rundfunk und keine Druckerei wollte unsere Zeitschrift drucken."
Doch M. A. Numminen ließ sich nicht beirren, er produzierte weiter seine Untergrund-Kunst und machte Platten und Filme. Mit wilder Mähne, Hut und einem Ziegenbart verkörperte M. A. Numminen erfolgreich den Bürgerschreck, doch seine beliebten Kinderlieder und Kinderhörspiele bekamen trotz des schrägen Humors Kritikerpreise.
In den 1970er Jahren wandte sich Numminen der finnischen Volksmusik zu, unter anderem dem Tango. Der Tango ist in Finnland etwas besonderes, erklärt er: "Der beste Tango hat folgendes Rezept: Ich bin allein, niemand liebt mich, ich wollte einen Liebling haben aber kann nie ihn oder sie bekommen. (...) Es regnet, alles ist kaputt. Je trauriger ein Finntango ist, desto glücklicher sind die Finnen."
Verliebte Philosophen
M. A. Numminen wird oft als "Finnischer Helge Schneider" bezeichnet, doch ist er in seiner Radikalität und auch in seiner Ausdrucksvielfalt als Musiker eher mit Frank Zappa zu vergleichen. Er komponiert schräge Rockmusik ebenso wie große Orchesterwerke und ist mit seinen 70 Jahren immer noch fast täglich in kleinen Clubs zu erleben.
Nun präsentiert er sein neuestes Projekt: "Verliebte Philosophen", eine Kammeroper, basierend auf dem Briefwechsel von Martin Heidegger und Hannah Arendt. "Martin Heidegger gehört zu meinen Lieblings-Philosophen, weil er so schwer zu verstehen ist", sagt Numminen.
Musikalisch bewegt sich seine Oper zwischen Klassik und Boogie, intoniert mit Klavier, Cello und einem Tenor. Auch heute noch weiß Numminen zu provozieren. Denn Heidegger-Texte, vertont von dem Finnen Mauri Antero Numminen, sind ein wahrhaft spezielles Erlebnis.
Text: Holger Zimmer
Service
Konzert M. A. Numminen, Mittwoch, 28. April 2010, 19:00 Uhr, Literaturhaus Salzburg,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent)
M. A. Numminen
Literaturhaus Salzburg - Europa der Muttersprachen