Premiere in der Oper

Alban Bergs "Lulu" in Graz

Der 125. Geburtstag und der 75. Todestag von Alban Berg werden heuer gefeiert - auch mit der Aufführung seiner Opern "Wozzeck" und "Lulu". Letztere steht bei den Wiener Festwochen und bei den Salzburger Festspielen auf dem Programm. In der Grazer Oper beginnt der "Lulu"-Reigen am 29. April 2010.

Kultur aktuell, 29.04.2010

Der Tierbändiger lädt in den Zirkus der wilden Tiere, in seiner Menagerie eine Schlange, Lulu, Unheilstifterin, Verführerin, Mörderin, Frau. Der aufgehende Vorhang enthüllt eine kahle Bühne, durchtrennt von einer Betonwand. Im Atelier des Malers räkelt sich Lulus Abbild in Reizwäsche in einem Bilderrahmen. Lulus Männer sowie die ihr verfallene Gräfin leiden, entblößen sich, sterben einer nach dem anderen. Moral gepaart mit Scheinmoral.

Kein Frauenbild zu transportieren sei sein Ziel, sagt Regisseur Johannes Erath. "Die Bühne ist so abstrakt, dass wir uns so wenig wie möglich ein Bild machen können. Das ist auch das Problem der Männer: Sie wollen sich von ihr ein Bild machen, aber genau da scheitern sie, weil Lulu trotzdem unfassbar ist."

"Eine starke Frau"

Für Margaretha Klobucar als Lulu, die ihren sozialen Aufstieg lustvoll über Leichen macht und gleichzeitig dem eigenen Tod zielsicher entgegen schreitet - eine Frau, die ihr leid tut? "Vielleicht ein bisschen", so Klobucar. "Lulu ist eine Frau, die ihr Schicksal leben muss und sie lebt es so."

Auf ihre erste Lulu hat sie sich acht Monate vorbereitet: "Man bekommt nicht so oft die Möglichkeit, eine starke Frau zu spielen, und die Musik war auch eine Herausforderung."

Wanderung durch die Geschichte

Alban Berg, der die Arbeit an der Oper für das Requiem für Alma Mahlers Tochter Manon unterbrach, starb selbst bald danach. Eine Liebe zu Alma könnte naheliegend sein, aber "ich glaube, er war verliebt in eine andere Frau, Johanna Fuchs, die auch nicht seine Ehegattin war, und dadurch ist, glaube ich, 'Lulu' sehr wichtig für ihn geworden", sagt Johannes Erath, dessen Lulu auf der sich immer wieder drehenden Bühne durch die Geschichte von der französischen Revolution über die Nazizeit bis zum Börsencrash treibt.

"Mir geht's da auch nicht mehr um die Nazizeit, sondern einfach um dieses Patriarchat", meint Erath, "weil in dieser Zeit Emotionen extremst pervertiert sind."

In der Grazer Neuinszenierung wird Alban Bergs zweiaktige Fassung um einen Prolog und einen Epilog mit Bergs Violinkonzert erweitert, weil das schlussendlich auch sein eigenes Requiem sei, so Erath.

Service

Alban Berg, "Lulu", 29. April bis 23. Juni 2010, Oper Graz,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Oper Graz