Österreichische Erstaufführung am Volkstheater
Dea Lohers "Das letzte Feuer"
Das Theaterstück "Das letzte Feuer" erlebt am Sonntag am Wiener Volkstheater seine österreichische Erstaufführung. Das Stück ist wie ein erbarmungsloser Alptraum, in dem die Menschheit von sämtlichen Geißeln wie Einsamkeit, Krankheit, Tod, Trauer, Trauma und Schuldgefühlen heimgesucht wird.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 30.04.2010
Neun Bühnenfiguren suchen verzweifelt einen Ausweg aus ihrem tragischen Schicksal. Und finden ihn nicht. Stattdessen rotieren sie auf einem Kinderkarussell immer um die eigene Achse. Wie in einer griechischen Tragödie kommentiert ein Chor das Geschehen. Es beginnt damit, dass ein ballspielender Bub von einem Auto überfahren wird.
Apokalypse
Ein Chor ist sehr präsent und verwandelt das Stück auf langen Strecken vom dramatischen Text in eine Erzählung. So weht ein Hauch von unentrinnbarer Ewigkeit durch diese Inszenierung, die alles andere als psychologisierend ist.
Es ist ganz bewusst eine Apokalypse, die Georg Schmiedleitner da inszeniert hat: angefangen von dem toten Achtjährigen über seine an Alzheimer erkrankte Großmutter, der sein Tod immer von neuem erklärt werden muss, über die todtraurige Mutter sowie einen Mann, der den Unfall beobachtet hat und sich vor Verzweiflung selbst verstümmelte, bis hin zu der Besitzerin des gestohlenen Unfallautos, die sich nun schuldig fühlt. Damit nicht genug, ist sie auch noch Brustkrebsoperiert und probiert nun alle möglichen Brustimplantate aus.
Ein Hoffnungsschimmer
Es sind liebenswürdige hilflose Gestalten, die da an ihrem Leben scheitern, nicht Figuren mit manchmal bestialischen Zügen wie bei Ödön von Horvath etwa. Und: Es ist nicht wenig schicksalhafte Depression, die Dea Loher in dieses Stück gepackt hat. Sie wurde übrigens als vielgespielte Autorin von Stücken wie "Tätowierung" oder "Unschuld" im Vorjahr mit dem Berliner Literaturpreis ausgezeichnet.
Regisseur Schmiedleitner hofft beim Publikum auf einen erlösenden Effekt durch Mit-Leid. Auch wenn Dea Loher in den allerletzten Sätzen einen Hoffnungsschimmer aufkommen lässt - die Lebenden und die Toten fliegen davon mit ihren Leiden - hinterlässt das Stück doch karge Beklemmung. Es ist wohl eines der düstersten Stücke von Dea Loher.
Textfassung: Ruth Halle
Service
Dea Loher, "Das letzte Feuer", ab 2. Mai 2010, Volkstheater,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
Volkstheater - Das letzte Feuer