Eine halbe Million betroffen

Arztrechnungen bar zu bezahlen

Bar zahlen beim Arzt - das gilt ab kommenden Dienstag für jene rund 450.000 Österreicher, die ausschließlich bei der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) versichert sind. Am Dienstag sind die Verhandlungen zwischen Ärztekammer und SVA gescheitert. Ab dem 1. Juni gibt es voraussichtlich einen vertragslosen Zustand.

Mittagsjournal, 26.05.2010

Bar zahlen beim Arzt

675.000 Österreicher sind bei der SVA versichert. Ein Drittel von ihnen davon betrifft der vertragsfreie Zustand nicht, weil sie auch anderswo versichert sind. Die restlichen rund 450.000 müssen ab kommendem Dienstag ihren Arztbesuch im schlechtesten Fall bar bezahlen und nachträglich einreichen - das hängt vom einzelnen Arzt oder der Ärztin ab. Denn diese können auch wie bisher über die E-Card abrechnen und sich mit dem Honorarsatz begnügenen, den die Versicherung zu zahlen bereit ist - die Ärztekammer geht allerdings davon aus, dass fast niemand auf dieses Angebot eingehen wird.

Es wird teurer

Für viele Patienten entsteht also ein zusätzlicher bürokratischer Aufwand: Sie müssen Geld auslegen und bekommen frühestens ein Monat später 80 Prozent zurück - allerdings nur von den im Moment gültigen Tarife und genau deshalb könnte der Arztbesuch auch teurer werden als bisher: Im vertragslosen Zustand kann jeder Arzt prinzipiell verlangen, was er möchte. Die Ärztekammer empfiehlt 20 Prozent höhere Tarife, weil es seit 2004 keine Erhöhung mehr gegeben habe. Ein Beispiel: Steht eine Ultraschall-Untersuchung mit 20 Euro in der aktuellen Tarifliste, dann bekommt der Patient im Nachhinein 16 Euro zurück - auch wenn der Arzt 24 Euro dafür verrechnet hat. Statt wie bisher vier Euro müsste der Patient in diesem Fall also acht Euro selbst bezahlen.

Ausnahmen

Ausgenommen vom vertragslosen Zustand sind Zahnärzte, da bleibt alles wie bisher, außerdem hat die SVA eine Vereinbarung mit allen anderen Krankenversicherungsträgern abgeschlossen, das heißt die SVA-Versicherten können sich - ohne vorab bezahlen zu müssen - in allen Ambulanzen untersuchen lassen.

Selten, aber langwierig

Sowohl SVA wie auch Ärztekammer betonen, dass sie weiter miteinander sprechen wollen und hoffen, dass der vertragslose Zustand nur wenige Monate andauern wird. Zuletzt hat es eine ähnliche Situation laut Hauptverband im Jahr 1962 bei der Wiener Gebietskrankenkasse gegeben, da dauerte der vertragslose Zustand etwas länger als ein halbes Jahr.