Fortschritte und Nachholbedarf
Frauenbericht: Mehr Jobs, weniger Einkommen
Frauen sind so gut ausgebildet wie nie zuvor und mehr denn je sind berufstätig. Dennoch verdienen Frauen nach wie vor weit weniger als Männer. Das sind einige der Ergebnisse des Frauenberichts 2010, den Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) jetzt präsentiert.
27. April 2017, 15:40
Morgenjournal, 28.05.2010
Überblick über die Lebenssituation
Gut 500 Seiten dick ist der Frauenbericht 2010. Er soll einen Überblick über die Lebenssituation der Frauen in Österreich geben. 1975 ist der erste Frauenbericht auf Betreiben Bruno Kreiskys erschienen, mit dem Ziel, alle zehn Jahre einen neuen zu erstellen, um analysieren zu können, ob sich die Lebenssituation der Frauen verbessert.
Bessere Ausbildung
Die Lebenssituation der Frauen hat sich in einigen Bereichen tatsächlich verbessert. So sind zum Beispiel mehr Frauen denn je gut ausgebildet. Hatten vor zwanzig Jahren gerade einmal sechs Prozent einen Hochschulabschluss, sind es jetzt knapp 14 Prozent, ein höherer Anteil als bei den Männern. Mehr als die Hälfte aller Studierenden sind Frauen.
Mehr Berufstätige
Auch waren noch nie so viele österreichische Frauen berufstätig. 7 von 10 Frauen haben einen Job und damit ein eigenes Einkommen, vor zwanzig Jahren waren das noch deutlich weniger. Unter anderem liegt das wohl auch daran, dass noch nie so viele Kinderbetreuungsplätze wie jetzt zur Verfügung standen. Aber längst nicht alles ist gut.
Weniger Einkommen
So liegt das Einkommen der Frauen noch immer weit unter jenem der Männer, weil schon über 40 Prozent der Frauen Teilzeit arbeiten und weil der Anteil von Frauen in Führungsetagen noch immer unter 10 Prozent liegt. Aber selbst für die gleiche Arbeit bekommen Frauen noch immer um bis zu 18 Prozent weniger Lohn als Männer. Und obwohl immer mehr Frauen berufstätig sind, erledigen sie immer noch zwei Drittel der unbezahlten Arbeit, also die Kinderbetreuung, die Hausarbeit oder die Pflege von Angehörigen.
Migrantinnen besonders benachteiligt
Zum ersten Mal wird im Frauenbericht auch die Situation der Migrantinnen beleuchtet. Alles was für Frauen im allgemeinen zutrifft, gilt für sie umso mehr. Sie verdienen noch einmal um ein Drittel weniger als Österreicherinnen, ein noch höherer Anteil ist in atypischen Arbeitsverhältnissen beschäftigt.
Ministerin setzt auf Einkommenstransparenz
Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) leitet aus dem neuen Frauenbericht einige politische Vorhaben ab, die sie umsetzen möchte. Darunter das von ihr schon mehrfach propagierte Modell der Einkommenstransparenz. Sie ist zuversichtlich, diese Transparenz tatsächlich mit der ÖVP umsetzen zu können. Die Verhandlungen mit den Sozialpartnern stünden vor dem Abschluss, so Heinisch-Hosek.