Gebäude für den öffentlichen und sozialen Bereich

Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit

Ein Gemeindezentrum in Vorarlberg, eine Wohnanlage in Salzburg, eine Industriehalle und eine Volksschule in Oberösterreich, sie wurden mit dem Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit ausgezeichnet.

Es sind Gebäude für den öffentlichen und sozialen Bereich und für die wirtschaftliche Nutzung, die mit dem Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit ausgezeichnet wurden.

Zum zweiten Mal nach 2006 hat das Lebensministerium diesen Staatspreis ausgeschrieben. Mit der Auszeichnung verfolge man zwei Intentionen, sagt der Architekt und Staatspreisbeauftragte Roland Gnaiger.

"Einerseits eine Architektur, die sich immer weiter weg entwickelt, zu einer Spezialsparte und weniger gesellschaftliche und soziale Verankerung erfährt, wieder dort hinzubringen. Auf der anderen Seite, ein großes, gesellschaftspolitisches Thema, wie es die Nachhaltigkeit ist, auf allen Ebenen der ökologischen, ökonomischen, der sozialen auch der kulturellen Nachhaltigkeit, aus dieser Ecke, der Sonderdaseins herauszuführen."

Nachhaltigkeit sei früher keine Kategorie der Baukunst gewesen, sagt Gnaiger. Die Siegerprojekte seien Beispiele dafür, dass sich das radikal geändert habe.

Kultur aktuell, 28.05.2010

An den Bedürfnissen der Nutzer orientieren

Das Gemeindezentrum Sankt Gerold im Großen Walsertal, der erste viergeschossige Holzbau Vorarlbergs, für den nur Rohmaterial aus der Region verwendet wurde, und selbst die energieeffiziente Industriehalle in Oberösterreich genügen nicht nur höchsten ökologischen, sondern auch ästhetischen Ansprüchen, sagt Gnaiger.

"Wir sind überzeugt, dass das was da heute ausgezeichnet ist, auch alle anderen, großen österreichische Architekturpreise gewinnen kann, und auch zum Teil schon gewonnen hat."

Nachhaltigkeit in der Architektur dürfte sich allerdings nicht mehr auf den ökologischen Bereich beschränken. Nachhaltig zu bauen heißt auch, sich nach den Bedürfnissen der Nutzer zu orientieren.

Soziale und öffentliche Einrichtungen

Nicht zufällig rücken Projekte ins Rampenlicht, die im öffentlichen Bereich angesiedelt sind. Auch die Ausstellung "Form and Energy", die gestern in Wien in der Reihe "Architektur im Ringturm" eröffnet wurde, legt ihren Fokus auf soziale und öffentliche Einrichtungen, aber auch auf Verkehrssysteme.

Neue Bahnhöfe in Innsbruck und Baden und ein neues Bussystem in Dornbirn werden ebenso gezeigt wie neue S-Bahn und U-Bahn-Stationen, die höchsten umwelttechnischen wie architektonischen Ansprüchen genügen.

Auch das seien Beispiele für nachhaltige Architektur, sagt der Architekt, Autor und Co-Kurator der Ausstellung, Otto Kapfinger. "Der öffentliche Verkehr muss sich als attraktiv, zeitgemäß, leicht benutzbar, barrierefrei usw. darstellen und auf der Höhe der Zeit und Zukunftsweisend sein. Von den 60 Dingen die wir zeigen, sind zwölf Beispiele der Infrastruktur. Also ich kann nicht nur auf die Häuser schauen und sagen dort sparen wir die Energie und dann bauen wir irgendwo im Grünen ein Häuschen wo wir schön wohnen und jetzt mach ich ein Passivhaus."

Defizit bei der Sanierung

Auch die Politik habe sich in den letzten Jahren neu orientiert: Im hierzulande bedeutenden sozialen Wohnbau etwa werden ökologisch nachhaltige Bauvorhaben bevorzugt. Die Förderung des privaten Passivhauses am Stadtrand sei demgegenüber deutlich zurückgegangen, sagt Adolph Stiller, der die Ausstellung "Form and Energy" mit kuratiert. "Das ist etwas, was schon die letzten Jahre erkannt wurde, dass das gemeinschaftliche Wohnen eher tragfähig ist und für die Zukunft mehr bringt, als die kleinen Häuschen am Stadtrand."

Zwar sei Österreich in Sachen nachhaltiger Architektur Vorreiter, allerdings gebe es ein enormes Defizit bei der Sanierung alter Häuser - obwohl in diesem Bereich eigentlich der größte Bedarf liege.

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klima:aktiv - Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit