Zehntes Festival für Mode und Fotografie

Wien soll Paris werden

In den nächsten zehn Tagen trifft sich die österreichische Modeszene in Wien. Das 10 festival for fashion and photography startet und zeigt in über 30 Einzelveranstaltungen wie facettenreich Mode aus Österreich sein kann.

Ausstellungen, Fashion Shows und Lectures widmen sich den Themen Mode und Fotografie. Veranstaltet wird das 10 festival for fashion and photography von der Förderplattform Unit F büro für mode, das heuer sein zehnjähriges Jubiläum feiert.

Plakate, die wahlweise eine schöne, junge Frau, oder einen schönen, jungen Mann mit nacktem Oberkörper zeigen, werben für das 10 festival for fashion&photography. Fotografiert hat die Sujets keine Geringere als die österreichische Ikone der Modefotografie, Elfie Semotan, die durch ihre Zusammenarbeit mit Helmut Lang bekannt geworden ist.

Elfie Semotan als Fotografin ist eine prestigeträchtige Wahl und ein Wink mit dem Zaunpfahl. Denn das von Unit F organisierte festival for fashion&photography widmet sich in erster Linie der österreichischen Modeelite, also jenen Designern und Designerinnen, die auch am internationalen Modeparkett eine gute Figur machen. Davon kann man sich bis 17. Juni in einigen großen und kleineren Modeschauen sowie in zahlreichen Ausstellungen überzeugen. Als Höhepunkt des Festivals werden am 16. Juni die Austria Fashion Awards vergeben - eine der wenigen Veranstaltungen, die nur für geladene Gäste zugänglich ist, sagt Unit F-Geschäftsführer Andreas Oberkanins.

Österreichische Modedesigner international bekannt zu machen, mit diesem Vorsatz haben die Unit F-Gründer Ulrike Tschabitzer-Handler und Andreas Oberkanins vor gut zehn Jahren angefangen. Heute verteilt Unit F pro Saison Fördergelder in der Höhe von 35.000 Euro, die aus Mitteln des BMUKK (Bundesministeriums für Unterricht Kunst und Kultur) und der Stadt Wien stammen. Eine Förderpolitik, die sich offenbar auszahlt: In den Nullerjahren sind in Österreich so viele Modelabels gegründet worden wie noch nie. Einige dieser Labels wie Ute Ploier, oder "Wendy&Jim" zeigen ihre Kollektionen regelmäßig in Paris, oder Berlin.

Doch Fördergelder alleine reichen nicht aus, um den Ruf einer internationalen Modestadt zu begründen. In den letzten Jahren sind Mode-Großveranstaltungen in Wien geradezu wie Pilze aus dem Boden geschossen. Neben dem 10 festival for fashion&photography, gibt es die Verkaufsmesse Modepalast im Museum für Angewandte Kunst und seit 2009 sogar eine eigene Vienna Fashion Week im Museumsquartier. (Die gibt sich weniger elitär als die Modewochen in Paris und Mailand und richtet sich an ein breites Publikum.) Doch braucht Wien mit seiner vergleichsweise überschaubaren Szene tatsächlich so viele Modeevents?

Die junge Designerin Christina Berger wird ihre Mode im Rahmen des festival for fashion & photography in einer Ausstellung zeigen. Sie bezweifelt, dass die zahlreichen Wiener Modeveranstaltungen, der Szene wirklich Auftrieb geben und verweist darauf, dass internationale Einkäufer nicht fünf Mal im Jahr nach Wien zu bewegen seien. Sie plädiert daher für die Zusammenlegung der Aktivitäten zu einer großen Veranstaltung, die auch internatinal leichter vermarktbar sein sollte.

Trotzdem ist Christina Berger davon überzeugt, dass Modeveranstaltungen und -festivals grundsätzlich wichtig sind, um dem österreichischen Modedesign im eigenen Land mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Dass österreichische Mode in Österreich selbst oft unbekannt ist, und nur in wenigen heimischen Boutiquen erworben werden kann, ist den Organisatoren des festival for fashion and photography bewusst. Deshalb wurde für die Laufzeit des Festivals im Modehaus Liska am Hohen Markt ein so genannter Guerillastore eingerichtet, der junges Design aus Österreich direkt an die Kundschaft bringt.