Schweiz und Libyen normalisieren Verhältnis
Schweizer Geschäftsmann kann Libyen verlassen
Der Schweizer Geschäftsmann Max Göldi wird die libysche Hauptstadt Tripolis noch am Sonntag verlassen, wie Außenministerin Micheline Calmy-Rey in Tripolis ankündigte. Göldi war am Donnerstag nach vier Monaten Haft aus dem Gefängnis entlassen worden. Er und ein zweiter Schweizer waren Zwei Jahre in Libyen festgehalten worden.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 13.06.2010
Schweizer Göldi: Zwei Jahre festegehalten
Der seit zwei Jahren in Libyen festgehaltene Schweizer Max Göldi soll noch am Sonntag in seine Heimat zurückkehren. Das erklärte die Schweizer Außenministerin Micheline Calmy-Rey nach Gesprächen in Tripolis. Göldi stand im Mittelpunkt eines diplomatischen Konflikts beider Länder. Der Projektleiter des Schweizer Industriekonzerns ABB in Libyen war im Februar zu vier Monaten Haft wegen Verletzung der Einreisebestimmungen verurteilt worden.
Hintergrund: Verhaftung von Gaddafis Sohn
Hintergrund des Disputs war auch, dass ein Sohn von Staatschef Muammar Gaddafi 2008 in Genf wegen der Misshandlung von Hausangestellten vorübergehend festgenommen worden war. Am Sonntag entschuldigte sich Calmy-Rey für die Veröffentlichung von Fotos des Sohnes, Hannibal Gaddafi.
Flucht in Schweizer Botschaft
Die libyschen Behörden haben einen Zusammenhang beider Fälle stets zurückgewiesen. Die libysche Polizei hatte seinerzeit die Schweizer Botschaft in Tripolis umstellt und die Auslieferung von zwei Schweizer Geschäftsleuten erzwungen, darunter Göldi. Beide Männer hatten in der Vertretung Zuflucht vor den libyschen Behörden gesucht. Seitdem hatten sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern drastisch verschlechtert.
Hilfe von EU-Vorsitz Spanien
In der vergangenen Woche war Göldi nach vier Monaten Haft aus dem Gefängnis entlassen worden. Außenministerin Calmy-Rey war in der Nacht zum Sonntag mit ihrem spanischen Kollegen Miguel Angel Moratinos nach Tripolis gereist, um einen Durchbruch in dem Konflikt zu erzielen. Spanien hält derzeit die EU-Ratspräsidentschaft. Der Streit um Göldi hatte sich auch auf die Europäische Union (EU) ausgewirkt. So untersagte Libyen den Bürgern der meisten EU-Länder zeitweise die Einreise - als Vergeltung für ein Schweizer Einreiseverbot für hochrangige Libyer, darunter Mitglieder der Gaddafi-Familie.
Bilaterale Verträge zur Normalisierung
Mit Göldis Ausreise beginne die Normalisierung der Verbindungen zwischen der Schweiz und Libyen, sagte Calmy-Reys. Sie hatte zuvor mit ihrem libyschen Kollegen eine Vereinbarung über die bilateralen Beziehungen unterschrieben. (Text: RTZ, Red.)