Zeigt Internationaler Vergleich

Österreicher gehen zu früh in Pension

Die Österreicher gehen sehr früh in Pension - in kaum einem anderen Land ist die Schere zwischen dem gesetzlichen und dem faktischen Pensions-Antrittsalter so groß wie in Österreich.

Morgenjournal, 15.06.2010

Zu viele Schlupflöcher

Männer gehen in Österreich im Schnitt mit knapp 59 Jahren in Pension, Frauen mit knapp 58 - das ist um mehr als zweieinhalb Jahre früher als im EU-Durchschnitt, nur in Frankreich und Belgien geht man ähnlich früh in Pension wie bei uns. Noch größer sind die Unterschiede im OECD-Vergleich: In den USA etwa erfolgt der Pensionsantritt fünf Jahre später als bei uns, in Japan fast zehn Jahre später.

Und: in den meisten Ländern hat sich das faktische Pensionsantrittsalter dem gesetzlichen Antrittsalter in den vergangenen Jahren angenähert - in Österreich aber nicht. Das liegt zum einen an den gesetzlichen Schlupflöchern, die es immer noch gibt, Christine Mayerhuber, Pensionsexpertin vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo.

Deutsche arbeiten bis 62

Außerdem sind die gesetzlichen Pensionen hierzulande deutlich höher als in anderen Ländern - Österreich liegt da im EU- und OECD-Vergleich im Spitzenfeld.

Und auch deshalb gehen die Österreicherinnen und Österreicher noch immer mit unter 60 in Pension, während in anderen Länder das faktische Pensionsantrittsalter in den vergangenen Jahren gestiegen ist - etwa in Schweden, in Großbritannien oder in den Niederlanden, die Deutschen arbeiten jetzt bis 62, um eineinhalb Jahre länger als noch vor zehn Jahren. Wie das gelungen ist, erklärt Mayerhuber am Beispiel Finnlands. Vorzeitige Alterspensionen wurden abgeschafft, die Arbeitsplatzbedingungen wurden insoweit verbessert, als auf ältere mehr Rücksicht genommen wird, damit sie länger arbeiten können. Und die Firmen müssen zahlen, wenn sie Mitarbeiter krankheitsbedingt freisetzen.

Zu wenig finanzielle Anreize

Und darüber hinaus gibt es in Finnland und in vielen anderen Ländern starke finanzielle Anreize, sogar länger zu arbeiten, als es das Gesetz vorsieht, sagt Mayerhuber, und diese Anreize seien viel größer als in Österreich.