Flaggschiff des Kärntner Sommertheaters
50 Jahre Komödienspiele Porcia
Mit einer Jubiläumsgala im Renaissance-Schloss eröffnen die Komödienspiele Porcia in Spittal an der Drau am 1. Juli 2010 ihre 50. Spielsaison. Viele langjährige Ensemblemitglieder werden mit ihren Erinnerungen einmal mehr für das sprichwörtliche "leichte Lachen von Porcia" sorgen.
26. April 2017, 12:23
Kulturjournal, 01.07.2010
1960 entdeckte Herbert Wochinz, der sich im einstigen Wiener Theater am Fleischmarkt mit Avantgarde-Stücken französischer Autoren bereits einen Namen gemacht hatte, gemeinsam mit Thomas Bernhard das Spittaler Schloss für sommerliche Inszenierungen.
"Wir sagten damals: Da möchten wir Komödie spielen, weil das Ambiente so war", erinnert sich Herbert Wochinz. H. C. Artmann wurde ihm ein treuer Wegbegleiter: "Wir waren sehr verbunden, haben eine schöne Zusammenarbeit gehabt. Er hat die Stücke bearbeitet, die wir gemeinsam suchten."
Schon bald waren die Komödienspiele Porcia das Flaggschiff des Kärntner Sommertheaters. Wochinz prägte einen ganz eigenen Inszenierungsstil, der europaweit Beachtung fand, kurzweilig, flott, verständlich, präzise, ohne Theaterpause und ohne aufwendiges Bühnenbild.
Seit vielen Jahren dabei
Peter Uray und Ulli Fessl gehörten bereits in den 1970er Jahren zu den Komödianten von Porcia. Uray wird auch heuer wieder in Nestroys "Höllenangst" dabei sein und den Pfriem spielen.
Seit nunmehr 36 Jahren Ensemblemitglied, leitet Peter Pikl die Komödienspiele Porcia bereits eineinhalb Jahrzehnte als Intendant. Er weitete die Spiele nach Wochinz'schen Vorgaben behutsam aus und nahm auch Konversationsstücke ins Repertoire. "Das hat damit zu tun, dass neue Regisseure arbeiten", so Pikl.
Werner Schneyder inszeniert Feydeau
Zu den "Hausregisseuren" gehört seit sechs Jahren Werner Schneyder, er inszeniert diesmal Feydeaus "Liebesfessel", auch bekannt als "Ein Klotz am Bein", in einer ganz neuen Übersetzung von Natalie Freund.
"Ich gehe ein bisschen einen neuen Weg im Umgang mit der Sprache", sagt Schneyder. "Wenn man sich das französische Original ansieht, wird das ja in der deutschen Sprache kolossal verbreitert, das heißt also, man muss unglaubliches Augenmerk darauf legen, dass man nichts sagt, was nicht gesagt werden muss."
Zum Jubiläum erweitern die Spiele ihr Programm vor allem für ein jugendliches Publikum. Gespielt wird auf einem Bauhofgelände und im Untergrund des Bahnhofes. Am Bauhof steht am 2. Juli 2010 die Uraufführung zweier Einakter des österreichischen Autors Walter Müller, "Over the Rainbow" und "Schirokko", auf dem Programm.
Ausgefallenes und Flippiges
Eine Art Wortballett wird ankommende Zugsreisende in der Unterführung des Bahnhofes stutzig machen. Jean Tardieus bizarres Stück "Die Liebenden in der Untergrundbahn" wird von Angelika Ladurner inszeniert und bezieht das reguläre Bahnhofsgeschehen mit ein.
"Das muss die heutige Jugend erreichen und vieles hat eine unglaubliche Gültigkeit", meint Ladurner, "die Themenanonymität, die Themensprachlosigkeit, das Einander-Verlieren in Floskeln; aber die Liebenden haben eine Sprache, die eigentlich schon sprachphilosophisch ist."
Ausgefallenes und Flippiges also vor den Komödien im Renaissancehof, wo neben "Höllenangst" und "Liebesfessel" ab 15. Juli 2010 auch Walter Hasenklevers "Ein besserer Herr" und als Wiederaufnahme Dario Fos Lustspiel "Der Dieb, der nicht zu Schaden kam" zu sehen sind. Kinder dürfen sich auf "Kalif Storch" nach einem Märchen von Willhelm Hauff freuen.
Textbearbeitung: Ruth Halle
Service
Komödienspiele Porcia, 1. Juli bis 31. August 2010, Spittal an der Drau,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
Komödienspiele Porcia