Frauenanteil sehr gering

Mobbing gegen Frauen im Heer

Frauen im österreichischen Bundesheer sind drei Mal öfter Opfer von Mobbing als Männer - das zeigt eine aktuelle Studie der Technischen Universität Wien, die in Zusammenarbeit mit dem Heer entstanden ist. Besonders hoch ist das Mobbing-Risiko demnach in Elite-Einheiten und Kaderschmieden.

Mittagsjournal, 05.07.2010

Niedrige Frauenquote

Seit 1998 sind 838 Frauen in das österreichische Bundesheer aufgenommen worden; mehr als die Hälfte hat den Dienst wieder quittiert. Die Frauenquote beim Heer ist sehr niedrig. Während international die Armeen über sechs bis acht Prozent weibliche Soldaten verfügen, sind es in Österreich nur zwei bis drei Prozent. Eine Studie am Institut für Managementwissenschaften der Technischen Universität (TU) Wien hat mit Unterstützung des Bundesheeres die möglichen Untersachen für die mangelnde Integration von Frauen im Bundesheer untersucht.

Frauen werden öfter gemobbt

Das Ergebnis der Studie: Mögliche Gründe sind das dreifach höhere Mobbingrisiko, dem Soldatinnen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen ausgesetzt sind und die "maskulinen" Werte beim Militär, die (unbewusst) die Ablehnung von Frauen fördern. 443 Soldatinnen und Soldaten aus verschiedenen Suborganisationen des Bundesheeres wurden zu Aggressionen am Arbeitsplatz und Organisationskultur bzw. Einstellung gegenüber Frauen befragt. Mehr als die Hälfte der Befragten hat bereits Erfahrung mit aggressivem Verhalten am Arbeitsplatz gemacht. Sechs Prozent der männlichen und 20 Prozent der weiblichen Befragten gelten nach wissenschaftlicher Definition als Mobbingopfer, da sie besonders oft und über einen langen Zeitraum aggressiven Handlungen ausgesetzt waren.

Maskuline Werte

Die Untersuchung bestätigt auch, dass die Organisationskultur des Militärs historisch bedingt von sehr "maskulinen" Werten geprägt (Kameradschaft, hohe Risikobereitschaft) ist, welche traditionelle Geschlechterrollen verstärken und (unbewusst) die Ablehnung von Frauen fördern. Vor allem bei Verbänden können sich "hypermaskuline" Subkulturen bilden. Weit weniger ist das bei Unterstützungseinheiten der Fall. Die Kaderschmieden (die Akademien und Schulen) weisen in dieser Studie den höchsten Anteil an Mobbingopfern auf.

Akzeptanz nur in Administration

Auch die Organisationskultur wird von den Befragten in diesen Einheiten sehr oft als willkürliche Belohnungs- und Bestrafungskultur wahrgenommen. Die Mehrheit der Mitglieder in den Ausbildungsstätten sowie in den Eliteeinheiten hat darüber hinaus eine negative Einstellung gegenüber der Leistung von Frauen im Heer. Frauen werden nur in den Unterstützungseinheiten, die klassische "weibliche" Aufgabengebiete (z.B. administrative Tätigkeiten) umfassen, mehrheitlich als gleichwertig akzeptiert.

TU-Professorin Sabine Köszegi lobte das Interesse der Heeresführung, Studien wie die vorliegende zu ermöglichen und an der Verbesserung der Situation von Soldatinnen zu arbeiten: "Eine heeresinterne Reflexion der Ergebnisse unserer Studie ist ein guter Ausgangspunkt für die Integration von Frauen im Heer."

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