Dokumentation eines historischen Bauwerks

Zur Geisterstunde im Westbahnhof

Bei der Errichtung des Wiener Westbahnhofs in den 1950er Jahren spielte die "Architektur für die Nacht" eine große Rolle. Elisabeth Frassl und Juli Fritz haben den nächtlichen Glanz des Gebäudes vor dem Umbau zur BahnhofCity in Text und Bild festgehalten.

"Wir dachten, dass da gar nichts ist."

Juli Fritz über ihre Begegnungen im Bahnhof

Besuch nach Betriebsschluss

Was im Bahnhof geschieht, wenn niemand da ist - dieser Frage sind die bildenden Künstlerinnen Elisabeth Frassl und Juli Fritz im April 2006 im Selbstversuch nachgegangen. Zwei Nächte lang ließen sie sich im Westbahnhof einschließen und haben das damals noch vor dem Umbau befindliche Gebäude gefilmt, fotografiert und beobachtet.

Nun haben sie im Bucher Verlag einen kleinen Bildband herausgegeben, der die denkmalgeschützte Schalterhalle noch einmal in altem Glanz zeigt, bevor sie im Herbst 2011, als Teil der BahnhofCity Wien West, ihre Türen wieder öffnen wird. "Westbahnhof 1 - 4" lautet der Titel des Bandes, der jene drei nächtlichen Stunden von ein bis vier Uhr früh dokumentiert, in welchen der alte Bahnhof zur Ruhe kam.

Verweilen am Durchgangsort

Als "Architektur für die Nacht" wurde der Westbahnhof zum Zeitpunkt seiner Erbauung, so Elisabeth Frassl, konzipiert und wahrgenommen. Auf Postkarten der 1950er und 1960er Jahre waren nächtliche Außenansichten des Gebäudes ein beliebtes Motiv.

Eine Tradition, die Fritz und Frassl auf dem Cover von "Westbahnhof 1 - 4" aufgegriffen haben. Es zeigt das schön geschwungene und von einer Neonröhre gesäumte Vordach der alten Schalterhalle - ein fotogenes Gebäudeteil, das es heute nicht mehr gibt.

Noch vorhanden sind die oftmals abgelichteten, großen, leuchtenden Uhren an den äußeren Seitenfassaden der denkmalgeschützten Halle. Sie zu sehen oder zu fotografieren wird in Zukunft aber wohl kaum möglich sein. Nur wenige Meter rechts und links der Westbahnhofhalle entsteht der Gebäudekomplex der neuen BahnhofCity Wien West.

Wiener Motiv und Symbol

Als "Architektur für die Nacht" wurde der Westbahnhof, zum Zeitpunkt seiner Erbauung in den 1950er Jahren, auch konzipiert und wahrgenommen. Zahlreiche nächtliche Außenansichten des Gebäudes wurden auf Postkarten zu einem Symbol des Wiener Wiederaufbaus.

Die oftmals abgelichteten, großen, leuchtenden Uhren an den Seitenfassaden werden in Zukunft wohl kaum mehr zu sehen sein, da unmittelbar rechts und links der Westbahnhofhalle der Gebäudekomplex der neuen BahnhofCity entsteht.

Ein Gebäudeteil, das es schon heute nicht mehr gibt, zeigt das Coverfoto von "Westbahnhof 1 - 4": Es ist das schön geschwungene und von einer Neonröhre gesäumte alte Vordach, das Fritz und Frassl - ohne von dem bevorstehenden Abriss zu wissen - fotografisch festgehalten haben.

Service

Juli Fritz, Elisabeth Frassl, "Westbahnhof 1 - 4", Bucher Druck Verlag Netzwerk

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