Bühnenabschied nach 33 Jahren

"Game over" für Vienna Art Orchestra

Das Vienna Art Orchestra ist Geschichte: Die renommierte österreichische Big Band unter Mathias Rüegg kann sich drei Jahre nach Ausstieg des damaligen Hauptsponsors BA-CA nicht mehr erhalten. Am 12. Juli 2010 wurde die Auflösung bekannt gegeben.

Kulturjournal, 16.07.2010

Matthias Rüegg im Interview

Kulturjournal, 16.07.2010

Rückblick auf 33 Jahre VAO

Chronische Unterfinanzierung

Der Leiter des Vienna Art Orchestra (VAO), Mathias Rüegg, hat am Montag in einer Aussendung und auf der Webseite das bereits kolportierte Ende der Jazz-Formation bestätigt. "Chronische Unterfinanzierung, ein massiver Nachfragerückgang aus den Kernländern Österreich, Schweiz und Deutschland sowie wirtschaftsbedingtes Einbrechen von Ländern wie Italien, Spanien oder Frankreich haben mich zu dieser Entscheidung veranlasst", erklärte Rüegg das "Game over". Das Konzert am vergangenen Freitag beim Musikforum in Viktring bedeutete nach 33 Jahren den Abschied von der Bühne.

Laut Medienberichten fehlen rund 200.000 Euro für eine Weiterexistenz der Formation, nachdem der Ausstieg des damaligen Hauptsponsors BA-CA (jetzt UniCredit Bank Austria) vor drei Jahren nicht kompensiert werden konnte. Die BA-CA hat sich - mit einem Betrag von 120.000 Euro - 2007 zurückgezogen.

Schwierige Sponsorsuche

Im Frühjahr 2008 war man noch positiver gesinnt gewesen und hatte erklärt, der Fortbestand des Vienna Art Orchestra sei für weitere fünf Jahre gesichert. Auch wenn die Finanzierung noch nicht zur Gänze abgeklärt sei, würden die finanziellen Basismittel erlauben, die Zukunft "optimistisch" zu interpretieren, erklärte Mathias Rüegg damals.

Verhandlungen mit Sponsoren hatten sich allerdings als schwierig herausgestellt. Der vermutete Grund: Jazz sei nicht so breitenwirksam wie andere Kunstrichtungen.

Mittelerhöhung abgelehnt

Rüegg drückte in der aktuellen Aussendung sein Bedauern aus, betonte aber auch, dass "jede Form von Schuldzuweisung fehl am Platz" sei. Für die Grünen ist das endgültige Aus für das Orchester "ein schwerer Verlust", so Marco Schreuder, der sich in den vergangenen Tagen ebenso wie ÖVP und FPÖ für einen Fortbestand des VAO stark gemacht hatte. "Es muss im Interesse der Stadt Wien liegen, sich für den Erhalt eines der führenden europäischen Ensembles im Bereich Modern Jazz einzusetzen."

Trotz Forderungen der Opposition bekräftigte die Stadt Wien am Freitag, nicht in der Lage zu sein den Sponsorausfall auszugleichen und hat jegliche Mittelerhöhung abgelehnt. "Die Stadt Wien hat ihre Unterstützung für das Vienna Art Orchestra nie infrage gestellt", reagierte SP-Gemeinderat Peko Baxant auf die entsprechenden Vorwürfe. Man habe jedoch schon nach dem Ausstieg der BA-CA die Subventionen von 80.000 auf 100.000 Euro erhöht, erklärte eine Sprecherin der Stadt Wien gegenüber der APA: "Mehr können wir nicht erhöhen."

Durchbruch mit "Concerto Piccolo"

Entstanden ist das VAO aus einer spontanen Session. "Alles hat zufällig begonnen. Ohne Absicht. Es war Underground, kreativ, spontan, verrückt. Und dann wurde das eine lange Geschichte", sagte Rüegg noch vor drei Jahren im Zuge der Feierlichkeiten zum 30-Jahres-Jubiläum.

Als "postmoderne" Band, die zuerst keineswegs so "Big" war wie heute, eroberte das VAO die Bühnen mit einem Stil "irgendwo zwischen Wiener Schmäh und Avantgarde", wie es auf der Website heißt.

Aus dem anfangs "buntgemischten Haufen von Musikern, Literaten, Tänzern und Künstlern" destillierten sich im Lauf der Zeit 14 Musiker heraus, die fortan als seriöseres Jazz-Orchester firmierten. Der internationale Durchbruch erfolgt mit dem ersten Live-Album "Concerto Piccolo" 1980.

Prominente Weggefährten

Doch die erfolgreiche Besetzung dieser Anfangsjahre - um Wolfgang Puschnig, Lauren Newton, Roman Schwaller, Wolfgang Reisinger, John Sass und Christian Radovan - zerfiel nach rund einem Jahrzehnt, das VAO musste sich neu orientieren.

An hochkarätigen Mitmusikern hat es jedenfalls trotz prominenter Abgänge nie gemangelt. Über die Jahre haben Musiker wie Klaus Dickbauer, Florian Bramböck, Thomas Gansch, Christian Muthspiel, Martin Koller, Alegre Correa, Georg Breinschmid, Bumi Fian und Harry Sokal mitgewirkt. Dabei setzte das VAO auf ein Solistenensemble ohne herausragende "Stars".

Rüeggs und der Auseinandersetzung mit musikalischen Stilen oder Musikern ("From no time to rag time", "The Minimalism of Eric Satie", "Blues for Brahms").

Text: APA/Redaktion

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