Eröffnung der Berliner Festspiele

spielzeit'europa

Mit einer Mischung aus Gesang, Tanz und einem Grillabend für Hunderte Gäste wurde letzte Nacht in Berlin die Theater- und Tanzsaison der Berliner Festspiele eröffnet, die unter dem Programmnamen "spielzeit'europa" firmiert.

Kulturjournal, 14.07.2010

"spielzeit'europa" wird von der Österreicherin Brigitte Fürle geleitet und versteht sich als Festival für neue theatralische Dimensionen, will also das Theatererlebnis um neue Formen der Darstellung anreichern, wobei Tanz und Musik besonders wichtige Rollen spielen. Und so hat auch der Eröffnungsabend am 13. Juli 2010 viel von diesem Konzept beinhaltet.

MAU aus Samoa

Ein Klang aus der Ferne in der Orangerie des Schlosses Charlottenburg in Berlin. Die Stimm- und Tanzkünstler, die hier den Abend maßgeblich mitgestalten, kommen aus dem Pazifik, von der Insel Samoa und aus Neuseeland. Zwei Frauen, sechs Männer, eine sparsame, aber umso eindrucksvollere Choreographie von minimalen Bewegungen, rhythmischem Klatschen und Gesang:

MAU heißt die Performance-Gruppe, die der aus Samoa stammende Choreograph Lemi Ponifasio zusammengestellt hat. Zu diesem Abend im Schloss Charlottenburg gehört Musik, Tanz, aber auch die intellektuelle Auseinandersetzung mit Kunst. Lemi Ponifasio selbst legt einen großen Maßstab an, als er auf der Bühne meint, der Akt der Kreativität, das sei für ihn der Akt des Wiedergeborenwerdens.

Peter Sellars zeigt eine Welt außer Kontrolle

Mit Lemi Ponifasio gemeinsam tritt ein bildender Künstler auf: der aus Island stammende und in Berlin lebende Plastiker Olafur Elisasson, und dazu der Theaterzauberer Peter Sellars, der einen sehr weiten Bogen spannt: von einem Tsunami auf Samoa, einer Aschewolke über Island bis zur Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Lauter Dinge, die, so Sellars, eines zeigen: dass es keine Erste Welt gibt und keine Dritte, sondern einen Planeten, ein Wettersystem und den Zwang, unsere Einstellung zu einer Welt außer Kontrolle zu überdenken.

Ausklang mit kulinarischen Genüssen

Zur Performance gehört auch ein kulinarischer Teil. Südseeklänge laden ein zu Lamm und Schwein vom Spieß, gegrillt unter freiem Himmel im Charlottenburger Schlosspark, und bald im Verzehr befindlich durch 300 Künstler und zahlende Gäste. Das Konzept des Abends stammt von der Österreicherin Brigitte Fürle, die die "spielzeit'europa" leitet, das Theater- und Tanzprogramm der Berliner Festspiele.

Der Geist des Abends soll auch vieles von dem versinnbildlichen, was dann im Herbst an Produktionen der Spielzeit Europa über die Berliner Festspielbühne gehen soll, Theatererlebnisse, die sich, so Leiterin Brigitte Fürle, abheben sollen von dem, was im Lande sonst so üblich ist.

Beim zahlenden Publikum hat der Berliner Künstlerdialog im Schlosspark mit Speis und Trank Gefallen gefunden. Was kann der Berliner Kulturszene auch Besseres passieren, als sich an einem heißen Sommerabend mit einem kreativen Hauch von Südsee durchwirken zu lassen?

Textfassung: Ruth Halle

Service

Berliner Festspiele - spielzeit'europa