Sandra Diwoky, Aids-Hilfe, im Journal zu Gast

HIV: Diskriminierung nicht überwunden

Für HIV-Infizierte seien heute die sozialen Folgen der Erkrankung zumeist schwerwiegender als die medizinischen, sagt Sandra Diwoky, Betreuerin bei der AIDS-Hilfe Wien, im Ö1-Interview "Im Journal zu Gast". HIV-Infizierte hätten immer noch Angst vor Diskriminierung und davor, von anderen abgelehnt zu werden.

"Es ist einfach, sich zu schützen"

Sandra Diwoky, Betreuerin bei der AIDS-Hilfe Wien, "Im Journal zu Gast" bei

Wie bei jeder anderen Krankheit

In Österreich gibt es geschätzte 10.000 bis 15.000 HIV-Infizierte. Viele von ihnen, vor allem sozial schwächere, werden in den Zentren der AIDS-Hilfe betreut. Die häufigsten Probleme, mit denen es Sandra Diwoky zu tun bekommt, sind alltäglicher Natur: Wohnungsprobleme und finanzielle Ansprüche, wie kann man mit wenig Geld auskommen. Der Grund liege darin, dass die Ratsuchenden auch ohne Erkrankung schon Probleme hatten, mit dem Leben zurechtzukommen, so Diwoky. Das sei wie bei jeder anderen Krankheit.

Angst und Scham

Dass HIV-Infizierte dennoch weiterhin mit Diskriminierung konfrontiert sind, führt die Sozialarbeiterin darauf zurück, dass HIV/Aids mit Sexualität zu tun hat, was trotz aller Aufklärung noch immer ein Tabuthema ist. Was die Betroffenen selbst zusätzlich belaste, sei aber die Angst und die Scham, sie könnten das Virus und den Makel HIV weitergeben.

Ungleichbehandlung in der Medizin

Die Diskriminierung ist aber auch ganz offensichtlich, noch dazu in der Medizin selbst: "Es gibt Ärzte, die HIV-Positive nicht behandeln wollen oder sie erst nach Ende der Ordinationszeit empfangen. Ebenso diskriminierend sind Ambulanzkarten, die mit der roten Aufschrift 'Achtung! HIV positiv" gekennzeichnet sind." Daher sei die Bereitschaft geringer geworden, sich öffentlich als HIV-positiv zu outen. Es gebe aber auch einzelne positive, persönliche Erfahrungen, streicht Diwoky hervor.

Verlockung zur Sorglosigkeit

Die Fortschritte in der Behandlung von HIV sieht die Sozialarbeiterin skeptisch: Die Medikamente ermöglichten ein halbwegs normales Privat- und Berufsleben und erhöhten möglicherweise die Gefahr, dass man sorglos wird. Es sei aber einfach, sich davor zu schützen, und deshalb sei Prävention wichtig: "Sex nur mit Kondom." Eine neue Zielgruppe, die bei der Information angesprochen werden müsse, seien die Migrantinnen und Migranten.

Aids-Konferenz

Sonntagabend wird in Wien die internationale Aids-Konferenz eröffnet. Eine Woche lang werden Experten und Expertinnen aus Politik, Wissenschaft und Medizin sowie Betroffene über die Immunschwächekrankheit und ihre Bekämpfung diskutieren und aktuelle Erkenntnisse austauschen.