Freiwillig oder mit Zwang

EU-Kommission will Frauenquote

Mit Druck will die EU-Kommission mehr Frauen in Führungspositionen bringen. EU-Kommissarin Viviane Reding plant bis 2015 verpflichtende Frauenquoten, sofern die Industrie nicht freiwillig Frauen fördert. Dabei unterstützt sie Unternehmen, bei denen schon jetzt eine 30-prozentige Frauenquote gilt.

Mittagsjournal, 17.07.2010

Realität sieht anders aus

Die Gesetzeslage ist eindeutig: Gleicher Lohn bei gleicher Arbeit - Frauen dürfen Männern gegenüber nicht benachteiligt werden. Seit 53 Jahren ist das europäisches Grundrecht. Die Realität sieht aber anderes aus. Frauen kommen oft gar nicht in die Positionen, um dort gleich viel wie ihre männlichen Kollegen zu verdienen. Eine Tatsache, der EU-Grundrechtekommissarin Viviane Reding ein Ende setzen will:
"In Verwaltungsräten gibt es 89 Prozent Männer, 11 Prozent Frauen. Das ist nicht normal. Frauen können es nämlich. Wann wird die Industrie einsehen, dass sie ein Interesse daran hat, eine ausgeglichene Vertretung von Männern und Frauen im Betrieb, in Managerpositionen, in Aufsichtsräten zu haben."

Druck und Drohung

Reding will schrittweise Normalität, also Gleichbehandlung herstellen. Sie will zunächst mit sanftem Druck die Industrie überzeugen, freiwillig Frauenquoten einzuführen, um so mehr die Zahl von Frauen in Führungspositionen bis Ende 2011 zu erhöhen. Dabei verweist sie auf einige Vorzeigebetriebe: Die deutsche Telekom habe 30 Prozent vorgesehen, "das ist mal ein guter Anfang." Sollte die Industrie nicht freiwillig handel, "dann müssen wir eingreifen", droht die EU-Kommissarin.

Vorbild Norwegen

Frauenquoten funktionieren, wie das zeigt Beispiel Norwegen zeigt. Dort müssen börsennotierte Unternehmen ihre Aufsichtsratsposten zu 40 Prozent mit Frauen besetzen. Vor Verabschiedung dieses Gesetzes waren nur sieben Prozent aller Aufsichtsratsmitglieder in Norwegen Frauen.

Erfolgreiche Strategie

EU-Grundrechtskommissarin Reding will sich derzeit nicht festlegen, wie hoch eine europäische Frauenquote sein könnte, dafür sei es noch zu früh: Ihr schwebe aber 50 Prozent vor, "im Endeffekt", so Reding. Keine unmittelbare Drohung, sondern eine Langzeitperspektive, sofern die Industrie nicht von sich aus entsprechende Schritte setzt. Viviane Reding hat schon in der vergangenen Kommission auf diese Weise ihre Vorhaben umgesetzt. Bei den Handy-Roaminggebühren hat sie zunächst auf die Freiwilligkeit der Mobilfunkbetreiber gesetzt. Nachdem diese aber nicht nach ihren Vorstellungen reagiert haben, ließ Reding eine Senkung der Tarife erzwingen.