Yangtse-Staudamm verhinderte Schlimmeres

Hochwasser trifft fast ganz China

Seit mehr als einem Monat sind weite Teile Chinas nun schon durch Hochwasser lahmgelegt. 27 von 34 Verwaltungseinheiten Chinas sind seit Beginn der Regenzeit betroffen. Man zählt schon mehr als 700 Tote. Am Unterlauf des Yangtse konnten Überflutungen nicht zuletzt wegen der Dreischluchten-Staumauer verhindert werden. Das Monsterbauwerk hat den Härtetest bestanden.

Mittagsjournal, 21.07.2010

300.000 Soldaten im Einsatz

So schlimm wie in diesem Jahr war es schon seit mehr als 10 Jahren nicht mehr. Seit mehr als einem Monat regnet es in weiten Teilen Südchinas und Südwestchinas so gut wie ohne Unterlass. 27 Provinzen Chinas haben in diesem Jahr schon Hochwasser gesehen. Fast täglich steigt die Opferbilanz. 300.000 Soldaten sind mobilisiert, um im Kampf gegen das Hochwasser zu helfen. "24 Stunden haben wir durchgearbeitet, um 300 Leute in Sicherheit zu bringen", sagt einer von ihnen: "Das größte Problem sind die Wasserwirbel. Und dann schwimmt so viel gefährliches Treibgut umher. Aber wir machen alles, um zu helfen."

30 Millionen Betroffene

Und zu helfen gibt es genug. Mehr als 30 Millionen Menschen sind aktuell vom Hochwasser betroffen. Sieht man sich die Bilanz seit Beginn des Jahres an, ist es noch dramatischer: 110 Millionen Menschen, so hieß es Mittwoch bei einer Pressekonferenz, wurden in diesem Jahr schon Opfer des Hochwassers in 27 Provinzen und Städten Chinas. 701 Tote und 347 Vermisste zählt man bisher, sagt der oberste Hochwasserschützer Liu Ning.

645.000 zerstörte Häuser

Es sind die höchsten Zahlen seit einem Jahrzehnt. Der Sachschaden ist enorm und beläuft sich auf rund 20 Milliarden Euro. 645.000 zerstörte Häuser zählt das zuständige Ministerium schon, und sieben Millionen Hektar zerstörtes Ackerland. Nicht nur ein Bauer steht am Rand des Ruins: "Seit 10 Jahren habe ich keinen solchen Regen mehr gesehen. 1998 war schlimm, aber das ist schlimmer."

Staumauer hilft

1998 war das letzte verheerende Hochwasser in China. Mehr als 4.000 Menschen starben damals. Und die Betreiber der Dreischluchtenstaumauer am Yangtse sind davon überzeugt, dass genau ihr umstrittenes Megaprojekt diesmal Schlimmeres verhindert hat. 70.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, das ist ein neuer Rekord, schossen gestern in das gewaltige Reservoir, das 20 Milliarden Kubikmeter Wasser halten kann. Bis zu 100.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde halte das Bauwerk aus, versichern die Betreiber. Den ersten Härtetest hat man bestanden. Aber der Yangtse ist nur einer von dutzenden Flüssen, die die Gefahrenmarke überschritten haben. Und die Regenzeit in China ist alles andere als vorbei.