Neue Inszenierung von Jerome Savary

Baden zeigt "Alpenkönig und Menschenfeind"

Die Sommerarena Baden zeigt ab morgen Abend Ferdinand Raimunds Zaubermärchen "Der Alpenkönig und der Menschenfeind". Mit dem französischen Starregisseur Jerome Savary und Karl Markovics als Rappelkopf hat man ein hochkarätiges Team gefunden.

Kulturjournal, 22.07.2010

Porträt Jerome Savary

Anfängliche Zweifel

Ehrlich gesagt, gesteht Jerome Savary - habe er Ferdinand Raimund gar nicht gekannt, als man ihm den Vorschlag unterbreitete, den Alpenkönig zu inszenieren. Nestroy und Horvath waren ihm zwar ein Begriff, Raimund aber nicht.

"Zuerst hab ich Nein zu dem Angebot gesagt", sagt Savary, "aber dann hab ich das Stück gelesen und Karl Markovics getroffen, den ich für einen unglaublich starken Schauspieler halte - das hat mich überzeugt."

Auch Karl Markovics, der nach längerer Sommertheaterpause nun wieder spielt, reizte die Kombination aus der Rappelkopfrolle und der Regie Savary: "Das war einfach irgendwie ein Doppelpack, das hab ich mir nicht entgehen lassen wollen", sagt er.

Mittagsjournal, 22.07.2010

Allgemein statt österreichisch

Der paranoide, menschenhassende Rappelkopf verkörpere einen durchaus modernen Menschen, sagt Savary, und weil das Stück so universell sei, bemühe er sich gar nicht darum, es österreichisch auszulegen.

"Raimund ist ein guter Autor, den man mit Pirandello oder Tennessee Williams vergleichen kann", findet Savary, "aber er wollte Erfolg und so hat er in sein ernsthaftes Stück Märchenszenen und Zaubertricks hinein gewebt. Die will ich auf jeden Fall drinnen lassen, ohne aber zu österreichisch zu werden. Die Geschichte von Rappelkopf ist eine universelle, denn er ist krank wie 80 Prozent der Menschheit. Aber seine Abenteuer, seine Reisen, sein 'Roadmovie' haben mich interessiert."

Märchenhafte Gegenwelt

Und ein wenig habe er an "Easy Rider" gedacht, so Savary, als er seine Geisterwelt entworfen hat. Eine blaugeschminkte Gegenwelt aus Alpenrebellen mit langen Haaren, Cowboyhüten und Lederjäckchen, die die kitschige Bergkulisse bevölkern und die angepassten Bürger ärgern. Der Alpenkönig selbst, dargestellt von Michael Masula, trägt blauen Ledermantel und Geweih am Cowboyhut.

"Ich hab das Gefühl, dass es beides ist", sagt Markovics, "dass es sowohl Raimund ist als auch eine komplett neue andere Welt auch, die da dazukommt, in der sich dieses Raimund-Stück abspielt."

Musikalisches Allerlei

Ohne allzu große Ehrfurcht reichert Savary das Stück mit Musik aus verschiedenen Opern, Operetten und auch französischen Chansons an - Nicole Beutler darf hier ihre Sangeskunst unter Beweis stellen.

Savary lässt den Magier erkennen, als der er sich gerne versteht. Zum cholerischen Rappelkopf wurde er nur während der Proben, wo er mit Hitze, Tageslicht und technischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte.

Ein Raimund-Spezialist werde er wohl nicht werden, so Savary - da gäbe es noch viel anderes zu tun. In zehn Tagen etwa hat er in Madrid seine nächste Sommertheaterpremiere: "Lysistrate" von Aristophanes. Und dort beginnen die Vorstellungen erst um 23:00 Uhr, wenn es kühl und dunkel ist - darauf freut er sich schon.

Service

"Der Alpenkönig und der Menschenfeind", 23. Juli bis 8. August (Zusatztermin 29. August, Beginn: 19:30 Uhr) in der Sommerarena Baden und ab Herbst im Landestheater St. Pölten.
Ö1 Club-Mitglieder bekommen bei beidem 10 Prozent Ermäßigung.

Bühne Baden