Vor allem weiße Männer betroffen
Obama: Höhere Arbeitslosigkeit als erwartet
Mit US-Präsident Barack Obamas Unterschrift unter die amerikanische Finanzmarktreform gibt es nun strengere Regeln für die Wall Street-Akteure. Dennoch sinkt Obamas Beliebtheit auf Grund der hohen Arbeitslosigkeit. Einzelne Gebiete der USA und der EU sind vergleichbar. Im Gegensatz zu Europa, hat die USA die Schuldendebatte noch nicht begonnen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.07.2010
Arbeitslosigkeit: Obama irrte sich
Die hohe Anzahl der Arbeitslosen nagt an der Beliebtheit Obamas, mit wenig Aussicht auf rasche Besserung. Er erwarte nicht mehr als acht Prozent Arbeitslosigkeit, sagte Obama vor einem Jahr, als der Beschluss über das billionenschwere Stimuluspaket für die amerikanische Wirtschaft gefallen war. Das war ein massiver Irrtum des Präsidenten. Zehn Prozent wurden erreicht, und heute, mitten in der Abwicklung und Auszahlung des größten Hilfspakets in der Geschichte Amerikas, liegt man noch immer bei 9,5 Prozent.
Weiße Männer besonders betroffen
Die Börse und die Großbanken sind wieder da, doch die Arbeitsplätze fehlen weiterhin. Besonders betroffen ist eine der wichtigsten Wählergruppen: weiße Männer. Der renommierte Journalist Juan Williams, der 23 Jahre lang für die "Washington Post" tätig war, analysiert: "Jeder zweite der acht Millionen Arbeitsplätze betraf einen weißen Mann. Das ist weit über den statistischen Mittelwert."
USA: Noch keine Diskussion über Schulden
In den vergangenen Monaten hat man in den USA viel über die dramatische finanzielle Situation in Teilen der EU gelesen. Über die Eurokrise, Griechenland und über hohe Staatsverschuldung. Doch der Blick über den Atlantik stellt keine wirkliche Lösung für die Krise in den USA dar, sagt Stephen King, der Chefökonom der britischen HSBC-Bank. King fügt hinzu: "Großbritannien und die USA machen mir die größten Sorgen. In den USA hat man über die notwendige Debatte über den Schuldenabbau nicht einmal begonnen. Da ist man in Europa weiter."
Drastische Maßnahmen für Beamte nicht möglich
Einzelne Gebiete in den USA sind in ihrer Finanzlage durchaus mit einzelnen Gebieten der EU vergleichbar. Kalifornien leidet unter zwölf Prozent Arbeitslosigkeit, plus einer alljährlichen Unsitte der lokalen Politik. Da die Abgeordneten in der Hauptstadt Sacramento regelmäßig kein Budget zustandebringen, muss Gouverneur Schwarzenegger häufig zu drastischen Maßnahmen greifen. Vor drei Wochen war es wieder soweit. Kein Budget mehr, sondern nur noch Mindestlohn für die 200.000 kalifornischen Beamten. "Bis es zu einer Einigung kommt", ordnete Schwarzenegger an. Das brachte natürlich einen Aufschrei der Betroffenen mit sich.
Aber soweit kommt es nicht. Denn Kalifornien wäre gar nicht in der Lage, die Buchhaltung über diese Änderung durchzuführen, so John Myers, Journalist aus Sacramento. Myers erklärt: "Die EDV, mit der die 200.000 kalifornischen Beamten abgerechnet werden, stammt aus den 70er Jahren. Sie ist rund 40 Jahre alt. Sie könnte so eine Änderung gar nicht berechnen."
Obama kann nur wenig tun
Die Buchhaltung in Washington ist bestimmt moderner, aber Arbeitsplätze schafft sie eben auch nicht. So lange jeder zehnte Arbeitswillige in den USA keinen Job hat, so lange wird die Präsidentschaft Obama nicht als durchschlagender Erfolg gewertet werden. Auch wenn der 44. Präsident der USA nur wenig dafür oder dagegen tun kann.