190 Veranstaltungen bis 30. August 2010
Salzburger Festspiele eröffnet
Mit einem Festakt wurden heute die 90. Salzburger Festspiele im Großen Festspielhaus eröffnet. Bundespräsident Heinz Fischer erinnerte in seiner Rede an 90 Jahre Österreichische Verfassung und Salzburger Festspiele. Der scheidende Intendant Jürgen Flimm bedankte sich bei allen Mitarbeitern,
26. April 2017, 12:23
Mittagsjournal, 26.07.2010
Festspiele und Politik
Wie waren Österreich und seine Politik vor 90 Jahren - mit diesem Blick zurück haben sich Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) und Bundespräsident Heinz Fischer befasst. Burgstaller erinnerte an die Not in den Jahren nach dem Krieg und verwies darauf, dass die Festspiele die Katastrophe des Nationalsozialismus nicht verhindern konnten.
Bundespräsident Heinz Fischer spannte in seiner Rede einen Bogen von der österreichischen Verfassung zu den Festspielen - beide feiern heuer ihr 90-jähriges Jubiläum. Im Gegensatz zum Festspielmotto, das den Menschen in der Konfrontation mit dem Göttlichen oftmals machtlos erscheinen lasse, erfordere die Demokratie das Mitwirken des Einzelnen:
"Und wie viele Schwächen und Reibungsverluste dieses System auch haben mag", sagt Fischer, "es ist von der Konstruktion, vom Ansatz, vom Grundgedanken, aber auch von den praktischen Ergebnissen her besser als alle anderen Systeme der Machtausübung und, nicht zu vergessen, des Machtwechsels."
Gesellschaftliche Verantwortung
Bundesministerin Claudia Schmied (SPÖ) bezog sich auf den Gegensatz von Kunst und Kultur und die von Spekulationen ausgelöste wirtschaftliche Krise. Die Kunstministerin forderte einen Paradigmenwechsel zu einer Kultur der gesellschaftlichen Verantwortung.
Besonders eindringlich verwob der Dirigent Daniel Barenboim Kunst und Politik. Vor elf Jahren hat er gemeinsam mit Edward Said das West-Eastern Divan Orchester begründet, in dem arabische und israelische Musiker gemeinsam musizieren. Barenboim erzählte, er sei 1952 als Neunjähriger erstmals zu den Salzburger Festspielen gekommen. Faszination für Musik sei für ihn damals zusammengetroffen mit dem Bewusstsein des Holocaust:
"Zu der Zeit als ich Furtwängler und Fischer kennenlernte, erfuhr ich auch erstmals, was während des Zweiten Weltkrieges in Europa geschehen war", erzählt Barenboim. "Mein Vater lehnte sogar 1954 eine Einladung Furtwänglers an mich, mit den Berliner Philharmonikern aufzutreten, mit der Begründung ab, für einen jüdischen Jungen sei es noch zu früh, um nach Deutschland zu reisen."
Die Festspiele, so Barenboim, seien als Gegenmittel zum Krieg ersonnen, man müsse überlegen, welche Verantwortung sich daraus ableite. Barenboim erinnerte daran, dass Richard von Weizsäcker gesagt habe, auf den Frieden dürfe man nicht warten, man müsse auf ihn zugehen. Genau das passiere im Nahen Osten nicht: Ihn schmerze der Bruch zwischen Palästinensern und Israelis, so Barenboim und auch jener Bruch, der Israel hindere, eine praktikable Lösung für die Zukunft zu finden.
Großer Andrang
Zum Festakt ins Große Festspielhaus sind heute nicht nur besonders viele Landes- und Bundespolitiker gekommen, sondern auch zahlreiche Mitglieder des diplomatischen Chors. Und auch besonders viele Künstler.
Das künstlerische Programm rund um die Reden erinnert auch an die Festspieljubiläen: Intendant Jürgen Flimm rezitierte Texte von Max Reinhardt, ein Duett aus dem "Rosenkavalier" erinnerte an jene Oper, mit der vor 50 Jahren das Große Festspielhaus eröffnet wurde.