WWF fordert Überprüfung
Staudamm-Pläne für den Mekong gefährden Artenvielfalt
Die Mekong-Region in Südostasien lässt immer wieder ob ihrer Artenvielfalt staunen: allein im letzten Jahrzehnt wurden 1.000 Tier- und Pflanzenarten neu beschrieben. Hier leben einzigartige Riesenfische, die nun gefährdet sind.
27. April 2017, 15:40
Riesen-Stachelrochen, Mekong-Riesenwels, Vielfraß-Haiwels und Siamesischer Riesenkarpfen - diese größten noch vorkommenden Süßwasser-Fischarten seien bedroht, so die Umwelt-Organisation WWF, wenn nämlich in der Mekong-Region in Südostasien Staudämme und Wasserkraftwerke errichtet würden. Laut Jutta Jahrl vom WWF sind elf Staudämme im unteren Teil des Mekong geplant.
"Der Mekong ist in Summe etwa 4.800 Kilometer lang, etwa die Hälfte davon ist jetzt bedroht, durch elf Staudämme, die da geplant sind. Das sind noch frei fließende Flussabschnitte, so etwas gibt es in Europa, in dieser Dimension, gar nicht mehr."
Laichgründe und Wanderrouten gefährdet
Staudämme würden einige spezielle Fischarten gefährden - beispielsweise den Riesen-Stachelrochen; er kann bis zu fünf Meter lang und bis zu 600 Kilogramm schwer werden. Oder den Mekong-Riesenwels, der vom Aussterben bedroht ist.
"Die Planungen dieser Dämme sind sehr unterschiedlich weit gediehen. Am weitesten ist der Sayabuli-Damm, der ist im Norden von Laos. Bei dem ist die Dringlichkeit, weil vermutet wird, dass dort einer der wichtigsten Laichgründe des Mekong-Riesenwelses ist", sagt Jahrl.
Staudämme würden Wanderrouten der Fische unterbrechen und sie von ihren Laichgründen abschneiden, so die Artenschutz-Expertin Jutta Jahrl. Abgesehen von den genannten vier riesigen Süßwasser-Fischarten sind laut WWF noch weitere Tiere gefährdet - wie wandernde Fischarten oder die seltenen Irawadi-Fluss-Delfine, die auf der Roten Liste der Welt-Naturschutzunion IUCN geführt werden.
Solange nicht klar ist, wie sich der Bau der Staudämme auf die Natur auswirkt, sollte nicht mit den Arbeiten begonnen werden, fordert der WWF.
"Der WWF versteht natürlich, dass der Bedarf an Strom in der Region steigt. Allerdings darf das nicht auf Kosten der Natur gehen und auf Kosten der Menschen die von der Natur leben. Das heißt, wir fordern, dass die geplanten Dämme alle kritisch auf ihre Naturschutzverträglichkeit geprüft werden, bevor sie gebaut werden. Und das man Wege findet die den Fischen nicht schaden, dass man zum Beispiel Umgehungsgerinne macht und die nutzt und nicht das Hauptgerinne, das für die Fische als Wanderroute unentbehrlich ist", fordert Jahrl.
In den vergangenen Jahren haben Umweltorganisationen angesichts des Artenreichtums im Mekong immer wieder die Staaten im Einzugsgebiet des südostasiatischen Flusses aufgefordert, ein grenzübergreifendes Schutzgebiet einzurichten.
Service
WWF – über den Mekong
Welt-Naturschutzunion IUCN - Irawadi Delfin
WWF Österreich
Umweltorganisation International Rivers
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