Thema Mythos bei Salzburger Festspielen

Glucks "Orpheus" mit Happy End

Nach Ödipus und Dionyos kommt in Salzburg am Samstag die nächste antike Mythengestalt - Orpheus - an die Reihe. Und zwar in Form von Christoph Willibald Glucks Reformoper "Orpheus und Eurydike" - in der Wiener Fassung mit Happy End. Dieter Dorn inszeniert und Ricardo Muti steht am Pult der Wiener Philarmoniker.

Kulturjournal, 29.07.2010

Dieter Dorn im Gespräch

Gluck-Tradition in Salzburg

Die junge Österreicherin Elisabeth Kulman ist der Orpheus in Glucks "Orfeo ed Euridice", der seine Eurydike aus dem Hades zurückholen will und weil der sich dort nach ihr umdreht, sie noch einmal verliert, wie er auch singt: "Ach ich habe sie verloren" heißt die entsprechende Arie auf Deutsch und in dieser Sprache wurde sie in der neunzigjährigen Geschichte bei den Salzburger Festspielen auch schon von Bruno Walter, Josef Krips und Herbert von Karajan dirigiert. Letzterem ist Riccardo Muti, der jetzige Dirigent, zutiefst verpflichtet, holte der den jungen Musiker doch einst nach Salzburg. Zu Gluck hat Muti eine sehr intensive Beziehung und er hat schon die meisten seiner Opern dirigiert.

Die Salzburgerin Genia Kühmeier singt die Euridice, Christiane Karg, den Amor, der die beiden am Schluss wieder vereint.

Mittagsjournal, 29.07.2010

Romantische Gefühle, klassische Form

Gluck sei sehr schwer zu dirigieren, er habe seine eigene Position in der Musikgeschichte, sagt Muti, er habe starke romantische Gefühle, aber bringe sie in eine sehr klassische Form.

Klassisch oder geradezu klassizistisch ist auch die Inszenierung von Dieter Dorn, dessen Bühnenbildner Jürgen Rose, wieder einmal berückende Bilder für das Große Festspielhaus findet, ein unendliches Meeresblau etwa für das Elysium oder für die Götterwelt eine gipsern statuarische Note. Allzu Heutiges bringt Dorn nicht in seine Inszenierung ein. "Das ist ja ein ganz wunderbarer Entwurf", sagt Dorn, "und den kann man nicht vergewaltigen, dem kann man auch keine Ästhetik aufzwingen, glaube ich, sonst geht das Ding kaputt."

Zeitloses Ehedrama

Muti lässt natürlich auch die sonst oft gestrichene Ballettmusik spielen, da kann Dorn dann auch mit dem Chor die heutigen Assoziationen zu dem Ehedrama choreographieren.

"Da ist fast so etwas wie 35 Partiturseiten Strindberg, die die beiden erleben", so Dorn, "und dann wird ihnen noch vorgeführt, wie die Gesellschaft und wie wir alle eigentlich umgehen mit diesem größten Gut - Liebe. Das ist schon erstaunlich gut gemacht von Gluck und seinem Librettisten."

Dieter Dorn und Muti, beides Schöngeister der besonderen Art haben offenbar einen guten Draht zueinander gefunden, wie die Produktion ankommt, wird am Samstag, wenn Premiere ist, entschieden.