Letzte "echte" Premiere in Salzburg
Applaus für "Elektra"
Vor den zwei Reprisen "Don Giovanni" und "Romeo et Juliette" aus vorigen Jahren, gab es am 8. August 2010 im Großen Festspielhaus die letzte echte Opernpremiere des heurigen Salzburger Festspielsommers. Gegeben wurde "Elektra" von Richard Strauss.
26. April 2017, 12:23
Kultur aktuell, 09.08.2010
Suggestives Bühnenbild
Tosender Applaus für eine in sich stimmige Produktion. Nachdem Orest den Mord an seiner Mutter Klytämnestra und Ägisth vollzogen hat und Elektra zusammengebrochen ist, erscheinen vor ihm und seiner anderen Schwester Chrysothemis kriechende, schwarz gefiederte Gestalten und werfen unheimliche Schatten in den suggestiven Raum von Bühnenbildner Raimund Bauer, der einer Betonfestung mit dünnen Schlitzen gleicht; hinten ist eine Pforte aufgegangen, an dem wie in einer blutigen Fleischerei Klytämnestra an einem Haken hängt.
Die Klytämnestra dieser Produktion ist die überaus eindrucksvolle Waltraud Meier, die sich diese Rolle nach einem kurzen Versuch vor einigen Jahren völlig neu erarbeitet hat. Ihre Tochter Elektra wird von der Schwedin Irene Theorin verkörpert, die ebenfalls wild bei der Premiere bejubelt wurde.
Gefeierte Sänger
Irene Theorin debütiert in der Rolle der Elektra, die Holländerin Eva-Maria Westbroek hat die Chrysothemis schon oft gesungen und ist in dieser Rolle auf der ganzen Welt gefragt. Sie wurde ebenso vom Publikum gefeiert wie René Pape als Orest.
Der von einer Krankheit schwer gezeichnete Regisseur Nikolaus Lehnhoff holte sich auch kräftigen Applaus, nur Dirigent Daniele Gatti bekam ein einsames "Buh", das mit umso tosenderem Jubel zum Schweigen gebracht wurde.
Musikalisches Herz der Festspiele
Im Orchestergraben glühten die Wiener Philharmoniker, vollkommen in ihrem Element, die bereits am Vormittag ein außerordentliches Konzert am selben Ort, mit Werken von Rihm und Bruckner, gespielt hatten, mit Anne-Sophie Mutter an der Violine und Ricardo Chailly am Pult.
Zwei Mal haben sie am Sonntag wieder einmal in Salzburg gezeigt, dass sie das pulsierende musikalische Herz der Salzburger Festspiele sind, die hier im Sommer zur unerreichbaren Hochform auflaufen.
Textfassung: Ruth Halle