Zufriedenes Premierenpublikum in Salzburg

Generalüberholter "Don Giovanni"

Im Haus für Mozart in Salzburg hatte Montagabend Mozarts "Don Giovanni" Premiere. Und zwar in jener Festspiel-Inszenierung von Claus Guth, die die Handlung in einen dunklen Nadelwald versetzt und die vor zwei Jahren durchaus zwiespältige Aufnahme gefunden hatte. Einige Gesangssolisten und der Dirigent wurden in der Produktion nun ausgetauscht und das Regiekonzept wurde weiterentwickelt.

Kultur Aktuell, 10.08.2010

Drei Solisten sind bei dieser Produktion gleichgeblieben und sie bilden, man kann es getrost sagen, heuer das Zentrum der Aufführung. Christopher Maltman als glatzköpfiger muskulöser Dressman ist ein Don Giovanni, der zu Beginn der Aufführung vom Komtur beim Duell verwundet wird und sich scheinbar sterbend und der Wunde zum Trotz wie ein schurkischer Macho benimmt. Ihm zur Seite und ihn noch überstrahlend in seiner Komödiantik: Erwin Schrott als Diener Leporello, der Drogen liefert und Drogen per Spritze konsumiert und mit seinen Ticks auch Donna Elvira verrückt macht, die von Dorothea Röschmann wieder eindringlich, präzise verkörpert wird.

Gegen diese drei fallen die Neuankömmlinge in der durchdachten und weiterentwickelten Inszenierung von Claus Guth eher ab. Der Regisseur zeigte sich im Interview nachträglich noch enttäuscht über die zwiespältige Aufnahme seiner ursprünglichen Inszenierung. Für dieses Mal, so Guth, habe er sich vorgenommen, das Publikum so auf die Reise mitzunehmen, dass es gar nicht dazukommen sollte, sich über den "blöden Wald" zu ärgern.

Das scheint bei der Premiere einwandfrei funktioniert zu haben, es gab keine Buhs für das Regieteam und Jubel für die Protagonisten.

Im nächsten Jahr will Claus Guth seine drei Da-Ponte-Inszenierungen zusammen bei den Salzburger Festspielen zeigen.

Am Pult der Wiener Philarmoniker stand der junge Franko-Kanadier Yannick Nezet-Seguin, der auch die Premiere von Gounods "Roméo et Juliette" in der Felsenreitschule mit Anna Netrebko dirigiert. Diese saß beim "Don Giovanni" natürlich im Publikum, um kräftig zu applaudieren. Schließlich ist Erwin Schrott ihr Mann, aber den feierte das Publikum ohnehin wohl am lautstärksten. Yannick Nezet-Seguin hat einen starken Drive vorgegeben, wenn er in der Feinabstimmung und den lyrisch-poetischen Momenten dadurch auch einiges verliert.

Im nächsten Jahr wird auch dieser "Don Giovanni" wohl wieder anders ausschauen und sich auch anders anhören.

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Salzburger Festspiele - Don Giovanni