Werbung für Anti-Terror-Hotline verboten
Nachbarn unter Terrorverdacht
In Großbritannien ist eine Werbung für eine Anti-Terror-Hotline verboten worden. In dieser Werbung wurde das Leben hinter geschlossenen Gardinen oder Barzahlungen als verdächtiges Verhalten dargestellt. Hörer haben Anstoß daran genommen, dass ihnen darin suspektes Verhalten unterstellt wurde.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 12.08.2010
Aufruf zur Beobachtung des Nachbarn
Die britischen Eigenbrötler, Sonderlinge und Individualisten können aufatmen.
Von Montag bis Donnerstag hatte ein landesweiter Radio-Werbespot die Bevölkerung dazu aufgerufen, ihre Menschen in ihrer Umgebung genau zu beobachten: "Der Mann am Ende der Straße spricht nicht viel. Er ist sehr verschlossen. Er zahlt in bar, weil er keine Kreditkarte besitzt. Seine Vorhänge sind immer zugezogen, weil sein Haus entlang einer Buslinie steht. Das muss nichts bedeuten, aber alles zusammen finden Sie verdächtig. Falls Sie etwas verdächtig finden rufen sie die Antiterror-Hotline an."
Spot verboten
Nachdem dieser Spot ausgestrahlt wurde, sind bei der britischen Werbeaufsichtsbehörde viele Proteste eingetrudelt. 28 Prozent meinten, die Werbung würde unschuldige Bürger verunglimpfen. Für 46 Prozent war es eine Aufforderung, die Nachbarn zu bedrängen. Und 26 Prozent glaubten, der Spot würde die Ängste der Bevölkerung vor dem Terror schüren. Genug für die Werbeaufsichtsbehörde ein drastisches Urteil zu fällen: Die Ausstrahlung des Spots wurde verboten. Aber nicht aus den eben genannten Gründen, sondern: "Die Beschreibung des Mannes in dem Werbespot kann schwerwiegende strafrechtliche Folgen haben. Aber der Spot schürt sicherlich nicht die Ängste der Bevölkerung und ist keine Aufforderung jemanden zu bedrängen." So die Begründung des Urteils.
Verdächtige Bürokollegen
Ein zweiter Werbespot, der ebenfalls einen Mann aufs Korn nimmt, diesmal aber einen Bürokollegen, darf hingegen weiter ausgestrahlt werden. In dem Spot heißt es: "Der Mann zwei Schreibtische weiter sieht sich im Internet Luftbilder an, weil er übersiedeln will. Er hat drei Container gemietet, weil er die Möbel seiner Mutter unterstellen will. Und er hat einen Flug in bar bezahlt, weil er spontan ist. Dies muss nichts bedeuten, Sie finden es aber verdächtig. Rufen sie die Antiterror-Hotline an." Dieser Werbespot ist weiterhin zu hören.
Entschuldigung, aber Kampagne geht weiter
Die Vereinigung der Polizisten, die diese Spots gesponsert hat, meint, die Menschen würden verstehen, dass sich terroristische Aktivitäten oft hinter Kleinigkeiten verstecken würden.
Sie hat sich zwar bei den Menschen entschuldigt, die sich von ihrer Kampagne beleidigt gefühlt hätten. Sie möchte aber weiterhin auf Verhaltensweisen aufmerksam machen, die zusammengenommen einen Verdacht begründen könnten.