Ein Österreich-Fan

Gerard Depardieu im Gespräch

Im Großen Festspielhaus in Salzburg gab es am 15. August 2010 ein umjubeltes Konzert und standing ovations für Ricardo Muti, die Wiener Philharmoniker und den französischen Filmstar Gérard Depardieu. Auf dem Programm stand Prokofjews Oratorium "Iwan der Schreckliche".

Derzeit zieht der schwergewichtige Schauspieler ein Bein hinter sich her. Warum? Einen Motorradunfall habe er gehabt, sagt Gerard Depardieu, ja, davon habe er schon viele gehabt, der letzte sei sein achtzehnter gewesen, so Depardieu, der freundlicher und zugänglicher ist in Salzburg als auf den großen Filmfestivals in Cannes oder Venedig, wo ihn die Pressemeute verfolgt.

Kulturjournal, 16.08.2010

Ein Riesenerfolg

Schon vor zwei Jahren hat Depardieu bei den Festspielen die Sprechrolle in "Lelio" von Berlioz übernommen, damals ein großer Erfolg und der jetzige mit "Iwan der Schreckliche" scheint diesen noch zu übertreffen.

Depardieu liebt den Film von Sergej Eisenstein und die Musik von Prokofjew, die dieser dazu komponiert hat, er liebt aber auch andere russische Komponisten wie Mussorgski und Tschaikowski. Für die Rolle des Iwan hat Depardieu nun auch ein wenig Russisch gelernt, das er wie Musik und mit großer Emphase vorträgt.

"Liebe, Schweigen und Leidenschaft"

Nach dem Erfolg des Konzerts ist für Depardieu eines gewiss: Je mehr seine Germanophobie wächst, umso mehr wächst auch die Austrophilie - er liebt die Landschaft um Sazburg, das Salzburger Festspielpublikum und die österreichische Literatur, zum Beispiel Adalbert Stifter. In Österreich gäbe es mehr Liebe, Schweigen und Leidenschaft als in Deutschland, sagt Depardieu, und das gäbe die Natur sozusagen vor.

Auch seine ehemalige Filmpartnerin Fanny Ardant hat sich hierher zurückgezogen, in ein Hotel in den Bergen, nachdem sie wie Depardieu einen fulminanten Auftritt mit der Heiligen Johanna von Honegger hingelegt hat.

Das "heilige Monster"

Gerard Depardieu ist bekanntlich ein großer Gourmand und Gourmet und er ist mit Dieter Mateschitz befreundet und dessen Koch im Hangar 7. Dort kredenzt Depardieu auch seine eigenen Weine. Österreichische Köche und österreichische Autoren haben es dem Vielesser und Vielleser Gerard Depardieu also angetan und er zitiert einen Satz von Peter Handke: Es sei extrem schmerzhaft, lebendig und einsam zu sein, das gelte aber für alle großen Künstler, auch für Schauspieler, auch für ihn, der manchmal als heiliges Monster des französischen Kinos bezeichnet wird, aber was ihn interessiere sei nun mal die Leidenschaft.

Bei den Filmfestspielen von Venedig Ende August/Anfang September wird Depardieu mit einem neuen Film von Francois Ozon präsent sein und mit Catherine Deneuve - eine leichte Komödie mit Tiefgang. Ob in Bertoluccis "1900" an der Seite von Robert De Niro, ob in Francois Truffauts "Die letzte Metro", ob als "Obelix", als Cyrano oder in den Filmen von Marguerite Duras, Gerard Depardieu hat sein Publikum fast immer begeistert, sein letzte Film "Mamuth" ist ihm da besonders wichtig, in dem er einen aufmüpfigen Rentner spielt, hier gehe es um die Entfremdung in der Arbeit.

Gerard Depardieu tritt noch einmal, am 17. August 2010, als Iwan der Schreckliche im Großen Salzburger Festspielhaus auf.